„de cuyo nombre no quiero acordarme“


Der Eröffnungssatz (dt. „„An einem Orte der Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern will…„) des 1. Kapitels von Miguel de Cervantes Saavedras Lebenswerk „Don Quichotte“  erlangte im spanischen Sprachraum eine gewisse Berühmtheit und wurde, wie viele andere Fragmente des Romans, zum geflügelten Wort.

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Die Wirkstätte des Romanhelden steht erneut im Mittelpunkt spanischer (und vielleicht schon bald europäischer) Aufmerksamkeit.

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Mitten in der zentralspanischen Mancha, in Ciudad Real, 230 Kilometer südlich von Madrid, spielt sich eines der tragisch-komischen Kapitel des Baubooms ab. Ein 28.000 Quadratmeter großer Flughafen wird versteigert und keiner will ihn kaufen!

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public domain, Autor: Africa Twin

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Bei dem angesetzten Versteigerungstermin für den Geisterflughafen, der ursprünglich nach der glücklosen Romanfigur bekannt werden sollte, wurde ein Minimim-Erlös von € 100 Mio aufgerufen .. erfolglos! 
Sollte sich bis zum 27. Dezember kein Bieter finden, sinkt der Preis weiter. Eine Veräußerung für einen symbolischen Preis wird nicht mehr ausgeschlossen.

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2008 eingeweiht, sollte der Flughafen eine ganze Region entwickeln. Industriegebiete, Urlaubsparadiese, Siedlungen, Golfplätze, etc. waren geplant. Doch statt der fünf Millionen Passagiere jährlich landeten gerade einmal 100.000! Bereits im Juni 2010 musste der Flughafen auf Grund von anhaltend niedrigen Passagierzahlen Insolvenz anmelden. Die Schulden zu diesem Zeitpunkt beliefen sich auf € 290 Mio.. Der Betrieb wurde 2011 schließlich eingestellt.

Bei dem Bauwerk handelte es sich um den ersten privaten Großflughafen Spaniens.

Zur Realisierung dieser Träume hatte die Landesregierung von Castilla-La Mancha (damals in Händen der Sozialisten)  alle Hindernisse bei der Genehmigung aus dem Weg geräumt. Steuerabgaben an die betroffenen Gemeinden wurden erlassen.

Wie zu hören ist, haben sich allerdings die Betreiber die Taschen reichlich gefüllt, da sie vor allem über ein breites Netzwerk von Tochterfirmen (Bauunternehmen, Dienstleister, etc.) verfügten. Nach Medienberichten sollen sie runde € 50 Mio eingestrichen haben. Leidtragende war u.a. die regionale Sparkasse, welche in der Folge ebenfalls insolvent und im Zuge der spanischen Bankenrettung saniert und zu einer Bank umgewandelt wurde.

Die nächsten Kapitel spanischer Flughafengeschichte werden vermutlich in Murcia, Lleida und Castellón geschrieben, die dortigen Geisterflughäfen stehen ebenfalls vor dem Verfall.

Nur gut, dass wir bei deutschen Fluch-Hafen-Projekten mit Wowereit/Platzeck (Berlin Brandenburg) und Bouffier (Kassel-Calden) erfahrene und besonnene Politiker haben, die mit Augenmaß und aus dem Vollen schöpfend dafür sorgen, dass wir in Täuschland auf ein geflügeltes Wort aus der Feder von Cervantes verzichten können!

Ihr Oeconomicus



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