Rettungskredite treiben die Exportüberschüsse


Die Kritik an den deutschen Exportüberschüssen wächst, aber sie ist nicht gerechtfertigt. Diese Überschüsse sind das Spiegelbild der milliardenschweren Rettungsmaßnahmen für Krisenländer, zu denen Deutschland gedrängt wurde. Deutschland tilgt die Schulden Südeuropas mit seinen Autos.

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Deutschland gerät wegen seiner Exportüberschüsse immer stärker unter Beschuss. Die EU-Kommission, die amerikanische Regierung und sogar mein geschätzter Kollege Paul Krugman kritisieren, dass Deutschland seine Konjunktur zu wenig ankurbelt und deshalb zu wenig Güter aus dem Ausland importiert. Auf die Kritik reagiert man in Deutschland verschnupft mit dem Argument, die Überschüsse seien das Ergebnis der Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie und deswegen nicht verwerflich. Andere Länder sollten lieber von uns lernen, anstatt ständig herumzunörgeln.

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Beide Positionen sind oberflächlich. Sie übersehen, dass die Überschüsse der vergangenen Jahre im Wesentlichen nur das Spiegelbild der Rettungskredite sind, zu denen Deutschland in der Krise gedrängt wurde. Ein Land kann dem Ausland per saldo nur dann Kredit geben, wenn es auch Güter liefert. Es ist finsterste Winkelakrobatik, wenn man Deutschland einerseits vorwirft, es sei bei den Rettungsaktionen zu knausrig, und ihm andererseits seine großen Exportüberschüsse anlastet. Auch die zitierte deutsche Gegenposition zeugt von einem tiefen Unverständnis der Zusammenhänge.
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Hans-Werner Sinn – WiWo

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Übersicht der Target-Salden nationaler Zentralbanken im Eurosystem

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One Comment on “Rettungskredite treiben die Exportüberschüsse”

  1. almabu sagt:

    Der „mein geschätzter Kollege Paul Krugman“ lässt in letzter Zeit manchmal Dinge raus, die Einen fragen lassen, wie der Mann jemals (s)einen Nobel-Preis bekommen konnte?
    Aber das habe ich mich ja bei Barack Obamas NP auch gefragt und tue dies bis Heute…

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