Spiegel-Interview vom 15.06.1987 mit Alfred Herrhausen

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Spiegel-Interview vom 15.06.1987 mit Alfred Herrhausen
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Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen über die Gefahr eines Finanz-Crashs und die Schuldenkrise, eine überaus spannende Retrospektive!
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Quelle
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Auszug:
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„SPIEGEL: Wollen die Banken die Schuldenkrise so lange vertagen, bis die Dritt-Welt-Kredite in ihren Bilanzen vollständig wertberichtigt sind? Der Zusammenbruch eines Schuldnerlandes könnte Ihnen dann ja nichts mehr anhaben.
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HERRHAUSEN: Ich habe nie zu denen gehört, die so gedacht haben. Auch die Deutsche Bank hat nie so gedacht.
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SPIEGEL: Sie haben aber fleißig wertberichtigt, also einen Teil Ihrer Gewinne in die Reserve eingebracht, um für den Fall gewappnet zu sein, daß die Kredite nicht zurückgezahlt werden.
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HERRHAUSEN: Ja, sicher. Aber das ist das Kennzeichen eines vorsichtigen Bankers. Wir müssen ja erkennen, daß unsere Forderungen gegenüber diesen Ländern mit Risiken behaftet sind. Und wenn Sie Risiken sehen in einer Bank, dann müssen Sie Vorsorge treffen. Dies tut man dadurch, daß man die Forderungen wertberichtigt.
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SPIEGEL: Sie gehen also nicht davon aus, daß Sie von dem Geld noch mal etwas wiedersehen?
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HERRHAUSEN: Wir gingen nie davon aus, daß diese Forderungen in toto abgebaut werden. Uns ging es immer nur darum, die Forderungen zu revolvieren. Ein Unternehmen zahlt ja seine Schulden im allgemeinen auch nicht voll zurück, sondern revolviert sie durch Tilgung und Wiederaufnahme. Es kommt also hier wie dort darauf an, ein vernünftiges Verhältnis zwischen Schuldendienst auf der einen Seite und ökonomischer Leistungskraft auf der anderen Seite zustande zu bringen.
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SPIEGEL: Deutschland mußte nach dem Ersten Weltkrieg 2,5 Prozent seines Bruttosozialprodukts für Reparationen aufbringen. Die Nettozahlungen der Schuldnerstaaten an ihre Gläubiger machen vier Prozent des Sozialprodukts aus. Ist das ein vernünftiges Verhältnis?
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HERRHAUSEN: Nein, das Wachstum dieser Länder muß stärker werden. Wir müssen alle erkennen, daß die Probleme nur zu lösen sind, wenn die Schuldnerländer ein ausreichendes wirtschaftliches Wachstum aufweisen. Wir sind ja auch nicht in der Lage, unsere Probleme ohne Wachstum zu lösen. Um so mehr gilt dies für solche Länder.“
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korrespondierende Beiträge
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Gero von Böhm interviewt Alfred Herrhausen einige Wochen vor dem Attentat
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Teil I
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Teil II
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Teil III
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Teil IV
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Teil V
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01.12.2014
Die Spur der Bombe – Neue Erkenntnisse im Mordfall Herrhausen
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15.05.2010
Ackermann über Herrhausen
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Sankt Martin und die Syrer

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Luftbild der Klosteranlage in Weingarten (Landkreis Ravensburg) mit der Basilika St. Martin, 2008
CC – Author: Sven Scharr

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Sankt Martin und die Syrer
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Am Ende eines mehrtägigen Kirchenkongresses in Weingartens altem Kloster St. Martin ließ Bischof Gebhard Fürst, Oberhaupt der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine kleine Bombe platzen und schlug ganz im franziskanischen Geist des neuen Papstes vor, die verlassenen Mönchstrakte des Klosters künftig für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.
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Nachdem Fürst zunächst vornehmen Applaus bekommen hatte, fragen sich mittlerweile viele, weshalb in dem südlichen Landstrich, in dem es Hunderte Kirchenbesitztümer gibt, ausgerechnet das ehemalige Benediktinerkloster Weingarten Wohnstätte für Flüchtlinge aus Syrien werden soll. Einerseits haben die letzten Mönche aus Nachwuchsmangel das Kloster vor drei Jahren verlassen. Seither stehen 50 Zimmer auf der etwa 600 Quadratmeter großen Geschossfläche leer.
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In verschiedenen Internet- und Leserbriefforen örtlicher Zeitungen gibt es mittlerweile Hunderte ablehnende Kommentare zur Idee einer Flüchtlingsunterkunft. Das alte Kloster sei „im Nullkommanix runtergewohnt, versaut und ausgeplündert“, steht da zu lesen. „Nun würden also bald Muslime durch die Kreuzgänge wandeln und die Kruzifixe müssten verhängt werden“, heißt es anderswo.
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Rüdiger Bäßler – Die Zeit
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Anmerkung:
Erhebt sich hier nicht die Frage, ob der Bischof aus christlicher Nächstenliebe oder im Zusammenhang mit millionenschweren Modernisierungsmaßnahmen aus reinem Opportunismus handelt ?
Sollte in Anlehnung an den Klosternamen die Nächstenliebe im Vordergrund stehen, dürfte dem Bischof entgangen sein, dass die vordergründig edelmütige Tat, den Mantel zweizuteilen, um dem frierenden Bettler zu helfen, letztlich eine fatale Konsequenz nach sich zog: sie froren beide!
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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 07.08.2015
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Weitere Flüchtlinge ziehen ins Kloster Weingarten ein
Die Umbauarbeiten im Kloster Weingarten kommen gut voran. Die Arbeiten sollen am Samstag abgeschlossen werden, damit 110 Flüchtlinge in das Konventsgebäude einziehen können.
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Bereits am vergangenen Wochenende hatte die Diözese Rottenburg-Stuttgart das Konventsgebäude im Kloster Weingarten als Notunterkunft für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Dabei arbeiteten Mitarbeiter des Landratsamtes, der Stadt Weingarten, der katholischen Kirche und des Landes Hand in Hand mit ehrenamtlichen Helfern von Deutschem Roten Kreuz, Technischem Hilfswerk und Feuerwehr, um die Belegung der Räumlichkeiten innerhalb weniger Stunden realisieren zu können.
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Südkurier
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follow-up, 06.09.2014
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Kretschmann und Öney besuchen Flüchtlingsunterbringung im Kloster Weingarten
„Das Projekt hier im Kloster Weingarten verdeutlicht auf sehr beeindruckende Weise, dass wir alle gemeinsam – Land, Kommunen, Kirchen, zivilgesellschaftlicher Bereich sowie Ehrenamt – viel tun können, um Menschen zu helfen, die vor Krieg, Verfolgung und Entrechtung auf der Flucht sind “
erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann anlässlich seines Besuchs der Flüchtlingsunterbringung im Kloster Weingarten.
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Baden-Württemberg.de
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follow-up, 14.04.2014
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„Willkommen“ – am Martinsberg in Weingarten sind Flüchtlinge willkommen
Am Martinsberg in Weingarten sind rund 40 Flüchtlinge angekommen. Warum sie hier sind und was sie sich für die Zukunft wünschen, erzählen sie im Video.
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follow-up, 27.01.2014
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Diözese wünscht sich christliche Flüchtlinge
Im Kloster Weingarten werden ab dem Frühjahr Asylsuchende eine Unterkunft bekommen. Für die Landkreise sind die steigenden Flüchtlingszahlen eine Herausforderung, es fehlt überall an Unterkünften.
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Kerstin Mommsen – Südkurier
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follow-up, 20.12.2013
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Im Kloster Weingarten sollen Flüchtlinge unterkommen
Nach Umbaumaßnahmen im Kloster Weingarten werden noch im ersten Quartal 2014 Räumlichkeiten für 30 bis 40 Flüchtlinge zur Verfügung stehen. Dies teilte die Diözese Rottenburg-Stuttgart am Freitag in Weingarten mit. Gleichzeitig stellte sie ein Gesamtkonzept zur künftigen Nutzung der Klosteranlage auf dem Martinsberg vor..
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Diözese Rottenburg-Stuttgart
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