Das Geld-Universum, wie´s singt und lacht …
Veröffentlicht: 30. Oktober 2013 Abgelegt unter: UNITED STATES OF AMERICA | Tags: Conference Board-Index, Einzelhandelsumsätze Hinterlasse einen KommentarBloomberg begrüßt seine Leser heute mit einer Schlagzeile der besonderen Art: “Einzelhandels-Umsatz in den USA steigt, wenn man die Autoverkäufe herausrechnet.” Das ist unser vorerst anschaulichster Beweis für die zur Kunstform entartete Massage unliebsamer wirtschaftlicher Entwicklungen.
Warum bekommen wir nicht gleich die Einzelhandels-Umsätze ohne den Einzelhandel? – Oh, wie schön wir uns alles ausmalen könnten – um dann allerdings wieder böse “überrascht” zu werden, wenn die Realität durch den dünnen Schlitz im rosaroten Vorhang hinter der Potemkin-Bühne schielt, um uns frech anzugrinsen.
Um den besagten Retail-Zahlen noch kurz die Ehre zu geben: OHNE AUTOS stiegen die Verkaufserlöse im US-Einzelhandel im September um 0,4%, nach einem Zuwachs von 0,1% im Vormonat. Juhuuuu! Das ist ja gleich vier Mal so viel wie im August. Wenn da nicht heimlich still und leise die von bösen Blog-Onkels skrupellos ignorierte Erholung aus dem liquiden Stausee von Ben Bernanke aufsteigt wie die Freiheitsstatue aus dem Hafen von New York.
Ganz nebenbei: MIT AUTOVERKÄUFEN gingen die Umsätze um 0,1% zurück. Aber das will ja keiner wissen, zumindest nicht an der Wall Street, wo gute Nachrichten Aktienkäufe versprechen, und schlechte Nachrichten NOCH MEHR Aktienkäufe, weil dann die Notenbanker umso mehr anschieben.
Ach, wie gerne hätte ich meine eigene kleine Fed im Hobbyraum. Ein 3D-Drucker für all die grünen Scheinchen. Die olle Tischtennis-Platte würde ich sofort hergeben, um genügend Platz zu schaffen. Selbst die Autorennbahn der Jungs würde ich vorübergehend einpacken, nur um die neuen Scheinchen durch die Luft schwirren zu lassen und die Verrücktheit unserer Fed-verseuchten Welt wie ein kleines Konfetti-Monster vor mir im Keller wabern zu sehen.
Ich werde irgendwann in den nächsten Monaten den Hubschrauber meines jüngsten Sohnes mit gefakten Geldscheinen auffüllen und dann vor der örtlichen Mall einen Abwurf inszenieren. Das Ergebnis wird selbstverständlich gefilmt und hier im Blog gezeigt. Wahrscheinlich könnten wir genauso gut die jüngste Massenschlägerei in einem Bundesliga-Stadion vorführen.
Wir lesen heute bei MoneyNews, dass im laufenden Monat die Zuversicht der US-Konsumenten auf den niedrigsten Stand seit April geplumpst ist. Wie wäre es mit der Schlagzeile ?: “Konsumvertrauen auf höchstem Stand des Jahres, ohne erstes bis drittes Quartal.”
Jedenfalls: Der entsprechende Index des Conference Board in den USA ist im Oktober auf 71,2 Zähler gefallen, nach 80,2 Punkten im Vormonat. – Sind ja nur knapp über 10%. – Und eine richtig ermutigende Resistenz, wenn man den Kalender rausrechnet. Wir sollten eigentlich nur noch mit Katastrophenjahren vergleichen, dann würde das Konsumklima einen solchen Sprung machen, dass die Ifo-Charts alle erweitert werden müssten.
Dann würden die Zinsen fallen, die Griechen würden wieder mehr Steuern hinterziehen und den Einzelhandel ankurbeln, die Währungshüter wären entspannt, kein Zoff mehr auf eilig einberufenen Eurozonen-Gipfeln … – Das Problem ist leider: In vielen Ländern der Eurozone ERLEBEN wir gerade ein Katastrophenjahr.
Machen wir uns nichts vor. Es gibt hier nichts zu träumen. Apple hat uns gestern alle gewarnt: Das anstehende Weihnachtsgeschäft wird die geringsten Zuwächse seit 2008 registrieren. Die Amerikaner, von denen unsere Zeitungen noch bis im Sommer schrieben, sie würden die ganze Welt inklusive die mauen BRICS aus dem Konjunktur-Sumpf ziehen, sie haben selbst schlapp gemacht. Und zwar ordentlich.
Und? Immer noch nicht zurück auf dem Boden der Tatsachen ? Dann hilft vielleicht dieser Bericht bei Zero Hedge. Dort werden die 10 US-Städte mit Cash für höchstens 10 weitere Tage genannt. Charleston in South Carolina und Pomona in Kalifornien führen die Rangliste so souverän an wie der FC Bayern die Tabelle in besten Zeiten – mit jeweils NULL Tagen.
Es folgen Fresno und Independence mit 0,1 bzw. 0,9 Tagen, dann New Orleans mit 2,5 und Springfield mit 3,1 Tagen. Das reicht nichtmal bis Weihnachten. Und die Rathauskassen sind endgültig geleert, bevor Bloomberg eine nette Schlagzeile dazu formulieren kann.
Kein Wunder also, dass US-Medien ihre Leser bereits auf mindestens ein weiteres Jahr Vollgas-Geldpolitik einstimmen.
Im Anschluss an das gestern begonnene Fed-Treffen rechnet kein US-Ökonom damit, dass die Geldhüter “tapern”, also den Fuß vom Gaspedal nehmen. Die aktuelle Oktober-Umfrage von CNBC unter 40 Geldmanagern und Aktienstrategen hatte vor ein paar Tagen noch ergeben, dass nicht vor April 2014 mit einer Drosselung des QE-Tempos gerechnet wird. Doch insgeheim scheint der DOW-Club schon von frühestens Ende 2014 auszugehen.
Erstveröffentlichung: Markus Gaertner Blog
Vielen Dank lieber Markus und ein fröhliches Hellau mit Narhallamarsch als Anregung zur Gründung eines Wall-Street-Orchesters!