Abenomics – Japans neue Wirtschaftspolitik – Teil 1
Veröffentlicht: 17. Juli 2013 Abgelegt unter: Abenomics, JAPAN | Tags: Abegeddon, Jesper Koll (JP Morgan Securities), Joseph E. Stiglitz, Masayuki Kichikawa (Bank of America Merrill Lynch), Nikkei 225, Paul Sheard, Shinzo Abe, Yuichi Kodama (Meiji Yasuda Life Insurance) Ein KommentarJapans Wirtschaftspolitik mit radikalen geld-, fiskal- und strukturpolitischen Ansätzen
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Shinzō Abe, Premierminister Japans
Bildrechte: gemeinfrei – Author: Gryffindor
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Mit dem Begriff Abenomics wird der Versuch des japanischen Premiers zusammengefasst, mittels allumfassenden Konjunkturprogrammen, einer enormen Geldschwemme und Deregulierung insbesondere im Finanzsektor, die mehr als zwei Jahrzehnten andauernde Wirtschaftskrise sowie die Deflationsspirale, in der sich Japan befindet, zu durchbrechen.
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Das Programm führte schnell zu mehr Zuversicht in Japan und zog mit steigender Produktivität im Industriebereich, ausländische Investoren an. Nach anfänglichen Höchstkursen des Nikkei 225 werden nun jedoch, mit den jüngsten dramatischen Kursverlusten, die Risiken des Wirtschaftsprogrammes kontrovers diskutiert. Für das Szenario eines weiteranhaltenden Kursabsturzes prägte der UBS-Banker Alexander Friedman den gegensätzlichen Begriff Abegeddon.
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Ale erste Auswirkung des Programmes stieg im 1. Quartal das BIP um satte 4,1 Prozent. Die japanische Notenbank spricht erstmals seit 2 Jahren von einer „moderaten Erholung“, obgleich sich die Staatsverschuldung auf die Marke 240 Prozent zum BIP zubewegt, wie die OECD erwartet.
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Solcher Beifall kommt jedoch verfrüht, da
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- ein Großteil der Unternehmen bislang noch keinen Aufschwung verspürt
- folgerichtig Unternehmensinvestitionen auf sich warten lassen
- die Basisgehälter stagnieren
- und daher ein erhoffter signifikanter Anstieg des privaten Konsums bislang ausbleibt
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Verursacht durch den Kursverfall des Yen zum US$ haben sich im Gegenzug die Import- und Energiepreise deutlich erhöht!
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Wachstumszuwächse, deutlich höhere Staatseinnahmen und Ausgabenkürzungen erscheinen zwingend erforderlich, um all diese Lasten schultern zu können. Die Verbrauchs-Steuern liegen aktuell bei 5 % und sollen dem Vernehmen nach im April 2014 auf 8% angehoben werden, eine weitere Erhöhung auf 10% ist für Oktober 2015 im Gespräch. Erfahrungsgemäß können sich solche Maßnahmen kontraproduktiv auf den privaten Konsum auswirken, der bestenfalls noch vor der ersten Steuererhöhung leichte Zuwächse verzeichnen könnte, um danach möglicherweise abzustürzen.
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Nach den verbalen Entgleisungen des japanische Finanzminister Tarō Asō, scheinen Abe’s Liberaldemokraten erkannt zu haben, dass Budgetkürzungen, insbesondere bei Zuschüssen für medizinische Leistungen bei Rentnern, politisch nur schwer umsetzbar sind, da genau diese Gruppe zu den treuesten Stammwählern der Partei zählen.
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Zwischenzeitlich hat sich Abe für die Modernisierung der Agrarwirtschaft und eine Deregulierung des Energiemarktes ausgesprchen. Außerdem will er die Erwerbsbeteiligung von Frauen steigern, mehr ausländische Fachkräfte anwerben und die Gewinnsteuer für Unternehmen senken.
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Eine überzeugende Wirtschafts- und Finanzpolitik sieht anders aus, wie führende Ökonomen zu Recht kritisieren!
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Joseph E. Stiglitz hat sich mit den Versprechungen der Abenomics beschäftigt und die pro’s und con’s in seinem Essay zusammengefasst.
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All You Need To Know About ‚Abenomics‘ ist der Titel von Paul Sheard’s Research Report, welcher im angesehenen Forbes Magazin zitiert wird .. mehr dazu in den beiden folgenden Video-Clips.
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Zur Vertiefung sei nachfolgender, spannender Diskurs mit dem Titel „Abenomics“ — A Story of Success or Failure? empfohlen, ein Thema welches für manchen Lehrstuhl für Makro-Ökonomie eine Bereicherung sein könnte:
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Masayuki Kichikawa (Bank of America Merrill Lynch), Yuichi Kodama (Meiji Yasuda Life Insurance) and Jesper Koll (JP Morgan Securities) spoke today at the Foreign Correspondents Club of Japan on the topic of “Abenomics”—A Story of Success or Failure.
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