Veröffentlicht: 11. Januar 2013 | Autor: Oeconomicus | Abgelegt unter: Federal Reserve Systems, UNITED STATES OF AMERICA | Tags: DEMOKRATIE, Fed, Finanzstabilität, FOMC, Geldpolitik, Inflationskontrolle, Joseph Stiglitz, Zentralbank-Lügen |
Kurswechsel expansiver Geldpolitik der FED zu erwarten?
Offensichtlich wächst in der US-Notenbank der Anteil jener, die sich Sorgen über die Folgen der expansiven Geldpolitik machen. Mehrere Mitglieder wünschen 2013 einen Kurswechsel. Sollte das Fed restriktiver werden, würde dies die Spielregeln verändern … auch mit Auswirkungen für die Weltwirtschaft.
Zitat aus dem am 10.01.2012 veröffentlichten Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der amerikanischen Notenbank (Fed) hieß es sinngemäß erstmals:
„Mehrere Mitglieder waren aufgrund von Sorgen über die Finanzstabilität und die Größe der Notenbankbilanz der Ansicht, dass es wahrscheinlich angebracht sein könnte, die Käufe von Hypothekenpapieren und Staatsanleihen im Jahr 2013 zu verringern oder zu stoppen.
Für viele Teilnehmer an den Finanzmärkten erwies sich diese Stimmungsveränderung innerhalb des Federal Open Market Committee (FOMC), des für die Geldpolitik in den USA entscheidenden Gremiums innerhalb der Behörde, als eine große Überraschung, und entsprechend deutlich waren auch die Reaktionen.“
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Die großen Zentralbank-Lügen
Eine unabhängige Zentralbank, die sich ausschließlich um Preisstabilität kümmert, ist das Kernstück der magischen Formel von der ,,Wirtschaftsreform“. Wie so viele dieser Maximen wurde auch diese so oft wiederholt, dass man mittlerweile auch daran glaubt. Aber kühne, selbst von Zentralbankern aufgestellte Behauptungen ersetzen weder Forschung noch kritische Analyse.
Forschungsergebnisse deuten nämlich darauf hin, dass sich inflationsorientierte Zentralbanken am besten der Inflationskontrolle widmen sollen. Inflationskontrolle ist jedoch auch kein Selbstzweck: Sie ist nur ein Mittel, um für schnelleres und stabileres Wachstum und geringere Arbeitslosigkeit zu sorgen.
Um diese realen Variablen geht es nämlich und es gibt wenig Beweise, dass Zentralbanken, die sich ausschließlich um Preisstabilität kümmern in diesen entscheidenden Bereichen mehr erreichen. George Akerlof, der mit mir im Jahr 2001 den Wirtschaftsnobelpreis gewann, wies gemeinsam mit seinen Kollegen eindringlich darauf hin, dass es eine optimale Inflationsrate über Null gibt. Die rücksichtslose Politik der Preisstabilität gefährdet also eigentlich das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand. Jüngste Forschungsergebnisse nähren sogar Zweifel, ob die ausschließliche Ausrichtung auf Preisstabilität den Trade-off zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit reduziert.
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In vielen neuen Demokratien sind die Bürger verwirrt.
Zuerst preist man die Vorzüge des neuen Regimes an und anschließend erzählt man ihnen, dass makroökonomische Entscheidungen zu wichtig sind, um sie demokratischen Prozessen zu unterwerfen. Man warnt die Bürger vor der Gefahr des Populismus (und meint damit den Willen des Volkes?).
Es gibt keine einfachen Antworten. Aber in zu vielen Ländern gibt es auch keine demokratische Debatte über die Alternativen.