Die moralischen Grenzen der Märkte


Die moralischen Grenzen der Märkte

Es gibt heute kaum etwas, was man nicht für Geld kaufen kann.

Wenn Sie in Santa Barbara (Kalifornien) zu einer Haftstrafe verurteilt werden und Ihnen die Standardunterkunft nicht zusagt, können Sie für etwa 90 Dollar pro Nacht ein Upgrade für Ihre Gefängniszelle erwerben.

Wenn Sie etwa gegen die tragische Tatsache tun wollen, dass jedes Jahr tausende von Babys geboren werden, deren Mütter drogenabhängig sind, können Sie an eine Organisation spenden, die das Problem mit Marktmechanismen bekämpft: einer Barzahlung von etwa 300 Dollar für jede drogenabhängige Frau, die bereit ist, sich sterilisieren zu lassen.
Oder falls sie einer Anhörung im US-Kongress beiwohnen möchten, aber nicht stundenlang anstehen wollen, können Sie die Dienste eines Unternehmens in Anspruch nehmen, das dies für Sie übernimmt. Dieses heuert Obdachlose und andere Bedürftige an, um an Ihrer Stelle Schlange zu stehen – wenn’s sein muss, über Nacht. Unmittelbar vor der Anhörung können die zahlenden Kunden dann ihren Platz in der Schlange einnehmen und so einen Sitz in der ersten Reihe des Anhörungssaals beanspruchen.
Ist etwas falsch daran, derartige Dinge zu kaufen oder zu verkaufen? Manche sagen nein; die Leute sollten ihr Geld für alles ausgeben können, was jemand anderer verkaufen möchte. Andere sind der Ansicht, dass es bestimmte Dinge gibt, die nicht käuflich sein sollten. Aber warum? Was genau ist unrecht daran, Upgrades für Gefängniszellen an jene zu verkaufen, die sie sich leisten können, oder Bargeld für Sterilisationen anzubieten, oder Leute anzuheuern, die für Sie Schlange stehen?
Um Fragen wie diese zu beantworten, müssen wir uns eine übergeordnete Frage stellen: Was ist die Rolle von Geld und Märkte in guten Gesellschaften?
[…]
Prof. Michael J. SandelPROJECT SYNDICATE


Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s