… und Frieden auf Erden?


… und Frieden auf Erden?
Die »Idee Europa« – und was aus ihr gemacht worden ist
Frieden auf Erden verkündete einst der Engel des Herrn den Hirten auf dem Felde. Zwei Jahrtausende danach sind wir vom „Frieden auf Erden“ noch genauso weit entfernt – da reicht schon ein bißchen „Frieden in Europa“ für den Nobelpreis.
Frieden sei „nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern auch ein Geisteszustand, eine Bereitschaft zu Vertrauen, zu Wohlwollen und Gerechtigkeit“, erklärte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso bei der Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 in Oslo an die Europäische Union. Der Portugiese an der Spitze der Brüsseler Zentralbehörde beschrieb damit – wohl ungewollt – die Vorbehalte gegenüber dieser Preisvergabe.
Unbestreitbar hat die „Idee Europa“, wie sie den Gründervätern – Konrad Adenauer, Robert Schuman, Alcide de Gaspari, Richard Coudenhove-Kalergi, Charles de Gaulle, um die wichtigsten zu nennen – vorschwebte, wesentlich dazu beigetragen, dass es zwischen den Völkern dieser EWG/EG/EU seit 1945 keinen einzigen Krieg mehr gab. Eine historische Leistung, die durchaus Respekt und Anerkennung verdient.
So wurde endlich die jahrhundertealte „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschen und Franzosen beendet. Heute schießen wir nicht mehr aufeinander, sondern reden miteinander; daran können auch gelegentliche Misstöne nichts mehr ändern.
[…]
Hans-Jürgen Mahlitz, PAZ
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Einige Anmerkungen zu de Gaulle’s Europa-Visionen:
Bekanntermaßen setzte sich de Gaulle für ein «Europa der Völker und der Staaten» ein.
Sein demokratisches Postulat war, Europa auf der Akzeptanz der Völker aufzubauen, jenseits des alleinigen Willens der politischen Führer.
De Gaulle befürwortete diesbezügliche Volksabstimmungen:
Zitat (Quelle: Pressekonferenz vom 14. 11. 1949):

„Dieses Europa wird geboren werden, wenn die Völker in ihrem tiefsten Inneren beschließen, sich ihm anzuschließen. Es wird nicht reichen, dass die Parlamente eine Ratifizierung beschließen. Es müssen Volksabstimmungen abgehalten werden.“

Die Kernpunkte dieser Haltung hat de Gaulle auch beibehalten, wie der Schweizer Bundesrat Hans Schaffner den Kontext seiner Unterredung mit de Gaulle am 29.8.1963 bei einer Botschafterkonferenz darlegte.
Er zititerte de Gaulle’s Europa-Konzept so:

„Der französische Staatschef teilt mit den Europa-Ideologen der EWG den Wunsch und das Bestreben, den europäischen Kontinent vom Objekt wieder zu einem selbstbewussten Subjekt der Weltpolitik zu machen. Weiter geht aber die Übereinstimmung nicht.
Der General lehnt die ganze Brüsseler Integrations-Philosophie rundweg ab. Grundlage der Einigung Europas soll nicht die Abtretung nationaler Souveränitätsrechte an überstaatliche Behörden sein, sondern vielmehr die Bewahrung und Kräftigung der bestehenden Nationalstaaten. Auch er will den europäischen Zusammenschluss, aber in Form einer Allianz zwischen souveränen Regierungen. […]“

Diese Haltung wird auch bei folgendem de Gaulle-Zitat deutlich:

«Jedes Volk unterscheidet sich vom anderen durch seine unvergleichliche Persönlichkeit, die unveränderlich und unumkehrbar ist. Wenn Sie wollen, dass die Nationen sich vereinigen, versuchen Sie sie nicht miteinander zu verrühren, wie man Kastanien zu einem Kastanienpüree verrührt. […] Ich glaube also, dass gegenwärtig, nicht mehr als in anderen Epochen, eine Vereinigung Europas keine Fusion der Völker sein kann, sondern dass sie aus ihrer systematischen Annäherung hervorgehen muss.“

Original-Quelle
Kommt man an der Stelle nicht zu der Erkenntnis, dass die heute sichtbaren und fühlbaren Realitäten mit de Gaulle’s Europa-Visionen nichts mehr gemein haben?

Ihr Oeconomicus



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