Europa-Quiz von Hans-Magnus Enzensberger

Europa-Quiz von Hans-Magnus Enzensberger

Bildrechte: CC, Urheber: Mariusz Kubik

Der bekannte deutsche Schriftsteller hat Vierzig ‚hinterhältige‘ Fragen aufgeworfen, deren Antworten Sie selbst finden sollten.
Beispiele:
“Wenn der Euro scheitert, scheitert Europa“:
Ist das eine Schutzbehauptung? Oder eine Drohung? Und haben Sie den IWF gewählt?
Hier geht es weiter.
Bitte auch um Beachtung der bislang 136 recht interessanten Leser-Meinungen.

Ihr Oeconomicus


‚Schutz der Gedanken‘ .. das Mantra der EURO-Priesterschaft

zur Einstimmung:

„Die Freiheit geht zugrunde,
wenn wir nicht alles verachten,
was uns unter ein Joch beugen will.“

Zitat aus Seneca’s „Epistulae morales“

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Büste Senecas im Ulmer Münster, um 1470

Bildrechte: GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Urheber: Joachim Köhler

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‚Schutz der Gedanken‘
… das Mantra der EURO-Priesterschaft

Der Sanskrit-Begriff ‚mantram‘ (umgangssprachlich: Mantra) vereint die beiden Wortwurzeln ‚manas‘ (Geist) und ‚tram‘ (Schutz, schützen bzw. Instrument).
Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Kernaussagen oder Merksprüche, die gebetsmühlenartig immer wieder auf’s Neue z.B. von den EURO-Dogmatikern in unterschiedlichster Ausprägung in die Synapsen der Menschen geblasen werden.
Sinn und Zweck ist es, die so ‚Erleuchteten‘ als Distributoren für die fragwürdigen Ziele der Hohen Priester politischer Sümpfe einzusetzen, um von den Mitgliedern des ‚Club’s betreuter Denker‘ möglichst große Zustimmungswerte zu erlangen.
Sobald dieses Ziel erreicht ist, gibt es aus den Brüsseler Sümpfen [nach Timm Esser: „Der Name Brüssel (Bruxelles) stammt aus der Wortzusammensetzung des keltischen “bruoc” (Sumpf) und des lateinisch-keltischen “sella” (Tempel oder Kapelle)“] kein Entkommen mehr!
Anschauliche Beispiele solcher Mind-washing-Methoden liefern uns drei ausgewählte Episoden der letzten Tage:
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Botschaft eines Semantik-Artisten
Eine der zentralen Forderungen des Bundes-Predigers nach ‚mehr Solidarität‘ könnte in den Ohren zahlloser Transfer-Empfänger, die 30 und mehr Jahre für dieses System geschuftet haben und im Alter von 50 – 60 den Arbeitsplatz verloren oder erkrankt sind, wie purer Hohn klingen. Ähnliche Gefühle dürften sich bei von Altersarmut bedrohten Menschen eingestellt haben.
Bei seinem Aufruf [der Text wurde sicher von einem politisch korrekten Ghostwriter zurechtgezimmert] nach ‚Mut und Zivilcourage‘ ist dem europaverblendeten Mitglied der „Atlantik-Brücke e.V.“ [einer Organisation, die sich weder für echte Bürgernähe noch Elemente direkter Demokratie einsetzt], vermutlich entgangen, dass der Ruf nach engagierten Bürgern verstummt, sobald wunde Punkte oder Tabu-Themen berührt werden!
Beispiele hierzu sind Legion:
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  • offener gesellschaftlicher Diskurs zur Abschaffung von Listenplätzen bei Bundestagswahlen und damit Einzug ins Parlament ausschließlich via Direktmandat
  • aktive Bürgerbeteiligung und Volksabstimmung zu Themen, welche die Zukunftsperspektiven von uns, unseren Kindern und Enkeln nachhaltig beeinflussen
  • wirksame Stopp-Schilder für Partikularinteressen und deren Lobby-Armeen
  • Vorgänge, die letztlich zur Verbrennung von Steuergeldern führen (S21, BER, ‚Elb-Disharmonie‘ u.v.m.)
  • Brüsseler Plutokratie und zunehmende Prekarisierung überwiegender Mehrheiten
  • Ausweitung deutscher Waffen-Exporte
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Weihnachtsansprache eines königlichen Elefanten-Jägers
Der Kernpunkt der Botschaft von Juan Carlos war -wie könnte es auch anders sein- der Aufruf an die spanische Bevölkerung zu mehr Einigkeit!
Ob er dabei auch an menschenunwürdige Entscheidungen politischer ‚Sprachschurken‘ oder Dieben und Hehlern aus den Tempeln der Hochfinanz gedacht haben mag, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
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Monti’s Elysium
Der Aufruf an die italienische Bevölkerung zu einer Debatte über die Zukunft des hochverschuldeten Landes, könnte als Versuch zur Einnahme der Pole-Position für die im Februar 2013 anstehenden Parlaments-Wahlen gewertet werden.
Leider hat sich der Professor der Wirtschaftswissenschaften bei seiner als „Agenda Monti“ veröffentlichten Studie etwas mißverständlich ausgedrückt.
Dort heißt es:
„Ab 2015 soll die Verschuldung um jährlich fünf Prozent gesenkt werden.
Ziel sei es, den Schuldenstand von derzeit rund 126 auf 60 Prozent der Wirtschaftsleistung zu senken.“
Offenbar hat er dabei schlichtweg ausgeblendet, sich mit der Schuldentragfähigkeit des Landes intensiv auseinanderzusetzen.
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„Schuldentragfähigkeit“
Da mit wohlfeilen Hinweisen zur Relation zwischen BIP und Staatsverschuldung immer wieder versucht wird, ökonomisch weniger erfahrenen Menschen das „Alles-wird-Gut-Mantra“ um die Ohren zu hauen, sind an der Stelle einige grundsätzliche Bemerkungen zu den „Kennzahlen staatlicher Verschuldung“ notwendig:
Schuldentragfähigkeits-Konzepte werden bereits seit den 1980er Jahren u.a. seitens der Weltbank und des IMF diskutiert.
Dabei geht es um konservative Benchmarks, um die Schuldentragfähigkeit einer Volkswirtschaft zu ermitteln:
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  1. Schuldenobergrenze = 40% des BIP
  2. Schuldenobergrenze = 150% der Exporteinnahmen
  3. Schuldendienst = 15% der Exporteinnahmen
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Solche Eckdaten wurden in Fachkreisen heftigst kritisiert, einerseits weil man die Meinung vertrat, dieses Korsett sei viel zu eng und würde die Wachstumschancen prosperierender Volkswirtschaften unnötig einengen, während mahnende Stimmen argumentierten, Exporteinnahmen hätten einen zu großen Einfluss auf das Erreichen und Beibehalten der Schuldentragfähigkeit.
Der US-Ökonom Jeffrey D. Sachs (Columbia University) setzte sich beispielsweise dafür ein, dass Schuldendienstkapazitäten nach den alternativen Nutzungsmöglichkeiten für die finanziellen Ressourcen, die in den Schuldendienst fließen, beurteilt werden sollte. Eine Einschätzung der Budgetkosten, die für soziale Ausgaben benötigt werden, müsse vorab erstellt werden, wobei zu berücksichtigen sei, dass Schuldenrückzahlung die Kapazität von Regierungen gefährden könne, diese Bedürfnisse zu befriedigen.
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Um zu den Einschätzungen des IMF und der Weltbank zurückzukehren, erscheint mir ein gemeinsames Statement beider Organisationen aus 2002 recht bemerkenswert:
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„Externe Schuldentragfähigkeit ist ein umfassendes Konzept und kein einzelner Schuldenindikator oder eine spezifische Höhe eines Indikators können vollständig über Schuldentragfähigkeit informieren“.
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Italienische Realität

Staatsverschuldung von Italien in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2013
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

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Italien’s explizite Staatsverschuldung hat per Ende Oktober 2012 mit € 2,014 Billionen ein neues Allzeithoch markiert, wobei sich gleichzeitig die Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent abschwächte.
Wird nun mittels restriktiver Ausgabenpolitik bei gleichzeitiger Steuer- und Abgabenerhöhungen gegenüber der überwiegenden Bevölkerungsteile ohne einflußreiche Lobby-Vertreter versucht, die Staats-Verschuldung deutlich zu reduzieren, muß zwingend davon ausgegangen werden, dass sich sowohl das Konsumverhalten der Menschen, ebenso wie die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, spürbar verändert.
In der Folge dürften sich die Sozialhaushalte weiter aufblähen, da eine weitere Absenkung von Mitteln für die Daseinsfürsorge kontraproduktiv für den sozialen Frieden des Landes einzuschätzen wäre.
Darüber hinaus müsste man die ökonomisch stärkeren Regionen, wie etwa Südtirol, Lombardei, Emilia-Romagna, Latium, Venetien oder Trentino zu Lasten des Mezzogiorno noch stärker als bisher zur Kasse bitten, was die Sezessionsbewegung speziell in Südtirol weiter beflügeln könnte.
Bei Würdigung dieser in Kurzform dargestellten Faktoren, müsste man also davon ausgehen, dass sich die Wirtschaftsleistung der achtgrößten Volkswirtschaft der Erde weiterhin negativ entwickeln könnte.
Somit kann sich die Staatsverschuldung in Relation zum BIP nur schwerlich den Phantasien des Paradiesverkünders auch nur annähern.
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Weitere Realitäten, die von diesem präsidialen SchwergeWICHT geschaffen wurden, sind in meiner Betrachtung DIE QUALEN DER MENSCHEN nachzulesen.
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Wie schon an anderer Stelle in diesem Blog erwähnt, sei auch im Zusammenhang mit diesen Gedanken das Werk „Hirten und Wölfe“ von Prof. Hans-Jürgen Krysmanski – Uni Münster, empfohlen.
An dieser Stelle verweise ich auch sehr gerne auf meinem Aufsatz „Spannungsfelder zwischen Elysion und Tartaros“ in welchem ich mich mit Mythen und Mantren beschäftigt habe.
Besten Dank für die geschätzte Aufmerksamkeit. Wenn Sie mögen, teilen Sie mit mir Ihre Gedanken, Anregungen und konstruktive Kritik.

Ihr Oeconomicus


Merkel für Opel-Krise mitverantwortlich

Merkel für Opel-Krise mitverantwortlich

Gregor Gysi macht die Euro-Politik von Bundeskanzlerin Merkel für das Aus von Opel in Bochum mitverantwortlich. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck schließt sich unterdessen „der allseitigen berechtigten Empörung“ über die Werksschließung an.
[…]
Gysi forderte einen Neustart in der Euro-Politik. Merkels Kurs sei falsch. „Sie gefährdet die europäische Idee.“ Zu den guten Umfragewerten für Merkel persönlich und auch für ihre CDU sagte Gysi:

„Sie hat so eine Art, die Leute zu beruhigen. Und alle hoffen, dass sie ihr Geld doch noch zusammenhalten können.
Aber die Opelaner zeigen: Die Krise beginnt anzukommen.“

Ruhrnachrichten


… und Frieden auf Erden?

… und Frieden auf Erden?
Die »Idee Europa« – und was aus ihr gemacht worden ist
Frieden auf Erden verkündete einst der Engel des Herrn den Hirten auf dem Felde. Zwei Jahrtausende danach sind wir vom „Frieden auf Erden“ noch genauso weit entfernt – da reicht schon ein bißchen „Frieden in Europa“ für den Nobelpreis.
Frieden sei „nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern auch ein Geisteszustand, eine Bereitschaft zu Vertrauen, zu Wohlwollen und Gerechtigkeit“, erklärte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso bei der Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 in Oslo an die Europäische Union. Der Portugiese an der Spitze der Brüsseler Zentralbehörde beschrieb damit – wohl ungewollt – die Vorbehalte gegenüber dieser Preisvergabe.
Unbestreitbar hat die „Idee Europa“, wie sie den Gründervätern – Konrad Adenauer, Robert Schuman, Alcide de Gaspari, Richard Coudenhove-Kalergi, Charles de Gaulle, um die wichtigsten zu nennen – vorschwebte, wesentlich dazu beigetragen, dass es zwischen den Völkern dieser EWG/EG/EU seit 1945 keinen einzigen Krieg mehr gab. Eine historische Leistung, die durchaus Respekt und Anerkennung verdient.
So wurde endlich die jahrhundertealte „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschen und Franzosen beendet. Heute schießen wir nicht mehr aufeinander, sondern reden miteinander; daran können auch gelegentliche Misstöne nichts mehr ändern.
[…]
Hans-Jürgen Mahlitz, PAZ
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Einige Anmerkungen zu de Gaulle’s Europa-Visionen:
Bekanntermaßen setzte sich de Gaulle für ein «Europa der Völker und der Staaten» ein.
Sein demokratisches Postulat war, Europa auf der Akzeptanz der Völker aufzubauen, jenseits des alleinigen Willens der politischen Führer.
De Gaulle befürwortete diesbezügliche Volksabstimmungen:
Zitat (Quelle: Pressekonferenz vom 14. 11. 1949):

„Dieses Europa wird geboren werden, wenn die Völker in ihrem tiefsten Inneren beschließen, sich ihm anzuschließen. Es wird nicht reichen, dass die Parlamente eine Ratifizierung beschließen. Es müssen Volksabstimmungen abgehalten werden.“

Die Kernpunkte dieser Haltung hat de Gaulle auch beibehalten, wie der Schweizer Bundesrat Hans Schaffner den Kontext seiner Unterredung mit de Gaulle am 29.8.1963 bei einer Botschafterkonferenz darlegte.
Er zititerte de Gaulle’s Europa-Konzept so:

„Der französische Staatschef teilt mit den Europa-Ideologen der EWG den Wunsch und das Bestreben, den europäischen Kontinent vom Objekt wieder zu einem selbstbewussten Subjekt der Weltpolitik zu machen. Weiter geht aber die Übereinstimmung nicht.
Der General lehnt die ganze Brüsseler Integrations-Philosophie rundweg ab. Grundlage der Einigung Europas soll nicht die Abtretung nationaler Souveränitätsrechte an überstaatliche Behörden sein, sondern vielmehr die Bewahrung und Kräftigung der bestehenden Nationalstaaten. Auch er will den europäischen Zusammenschluss, aber in Form einer Allianz zwischen souveränen Regierungen. […]“

Diese Haltung wird auch bei folgendem de Gaulle-Zitat deutlich:

«Jedes Volk unterscheidet sich vom anderen durch seine unvergleichliche Persönlichkeit, die unveränderlich und unumkehrbar ist. Wenn Sie wollen, dass die Nationen sich vereinigen, versuchen Sie sie nicht miteinander zu verrühren, wie man Kastanien zu einem Kastanienpüree verrührt. […] Ich glaube also, dass gegenwärtig, nicht mehr als in anderen Epochen, eine Vereinigung Europas keine Fusion der Völker sein kann, sondern dass sie aus ihrer systematischen Annäherung hervorgehen muss.“

Original-Quelle
Kommt man an der Stelle nicht zu der Erkenntnis, dass die heute sichtbaren und fühlbaren Realitäten mit de Gaulle’s Europa-Visionen nichts mehr gemein haben?

Ihr Oeconomicus