Griechenland spart sich nach rechts
Veröffentlicht: 20. Dezember 2012 Abgelegt unter: GRIECHENLAND / GREECE | Tags: "Goldene Morgenröte", GRIECHENLAND / GREECE, neofaschistische Partei Chrysi Avgi, Sozialstaat, Troika Hinterlasse einen KommentarGriechenland spart sich nach rechts
Die neofaschistische Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) findet immer stärkeren Anklang – auch weil sie im zusammenkrachenden Sozialstaat den Armen unter die Arme greift.
[…]
Ein Staat im Staat
Voupouras ist davon überzeugt, dass es in Griechenland mittlerweile einen Staat im Staat
gibt. Die Polizei geht Anzeigen gegen faschistische Angreifer nur selten nach und schützt die Kundgebungen der FaschistInnen, statt einzugreifen. Natürlich brauche Griechenland Hilfe, sagt Voupouras. Er meint damit nicht die Hilfe der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Währungsfonds; die führe das Land nur weiter in den Abgrund. Sondern eine Hilfe zur Ausarbeitung einer langfristigen Strategie, die dem Land aus der Misere hilft – und den Zulauf zu den FaschistInnen stoppt.
WOZ Nr. 51/2012 vom 20.12.2012
Bumerang-Effekt im französischen Nachtragshaushalt (+ update)
Veröffentlicht: 20. Dezember 2012 Abgelegt unter: FRANKREICH | Tags: François Hollande, Lohnstückkosten im EU-Vergleich, Nachtragshaushalt 2012, Steuerentlastungen Hinterlasse einen KommentarBumerang-Effekt im französischen Nachtragshaushalt
Nachdem wochenlang über Hollande’s Nachtragshaushalt für 2012 trefflich gestritten wurde, konnte er sich letztlich im Palais Bourbon, dem Sitz der Nationalversammlung, mit knapper Mehrheit durchsetzen.
Das Gesetz sieht unter anderem Entlastungen für Unternehmen im Umfang von € 20 Mrd. vor, damit diese ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken können. Im Gegenzug sollen unter anderem ab 2014 die Sätze der Mehrwertsteuer erhöht werden; der Normalsatz etwa von 19,6 auf 20 Prozent.
Bei dieser Steuerentlastung dürften allerdings erhebliche Zweifel angebracht sein, ob diese Maßnahme tatsächlich den gewünschten Effekt zeigt.
Um auf den Exportmärkten trumpfen zu können, wäre es wesentlich wirksamer, die Lohnstückkosten (s. Übersicht im EU-Vergleich) deutlich zu senken.
Da dies gerade für eine sozialistische Regierung mit erheblichen Blessuren verbunden wäre, hat man sich die steuerliche Entlastung entschieden. Leider wirken diese Maßnahmen nur dann, wenn sich die Ertrags-Situation der Unternehmen nicht weiter verschlechtert.
Die ökonomischen Indikatoren lassen allerdings befürchten, dass genau dies zu erwarten sein könnte.
Bis dahin hat Hollande zunächst Zeit gewonnen, um die französische Export-Industrie ruhig zu stellen.
Auf Sicht könnte sich die Steuerentlastung als Bumerang erweisen, der mit erhöhter Rotationsgeschwindigkeit direkt zum Palais de l’Élysée zurückfliegt.
Ihr Oeconomicus
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Nachtrag
Der am 21.12.2012 veröffentlichte Economic Health Check des IMF geht im wesentlichen auf drei elementare Risiken der französischen Volkswirtschaft ein
(vgl. mit N-TV Artikel vom 22.12.2012: „Streit über Sparkurs IWF sorgt sich um Frankreich):
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Growth, jobs depend on boosting competitiveness
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Cut government debt, deficits at pace that balances support for growth, reassures financial markets
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Resilient banks need more steady funding source
Während sich das Handelsblatt aus meiner Sicht eher oberflächlich mit den Warnungen des IMF und Hollande’s Glaubensbekenntnissen auseinandersetzt, zeichnet sich im Kommentarbereich eine etwas kontroversere Diskussion um Frankreich’s Defizitsorgen ab.
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Wer das Thema vertiefen möchte, was Ökonomen, seriösen Investment-Bankern, institutionellen Investoren und vor allem dem EUROholics-Posaunen-Chor dringend zu empfehlen wäre, sollte sich intensiv mit dem IMF Country Report No. 12/342 (PDF-65 Seiten) vom 06.12.2012 auseinander setzen!
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Quasi als Einstieg für Beginner’s, nachfolgend einige ausgewählte ökonomische und soziale Indikatoren der Französischen Volkswirtschaft
(Quelle: IMF Executive Board Concludes 2012 Article IV Consultation with France – Public Information Notice (PIN) No. 12/146 – December 21, 2012):
France: Selected Economic and Social Indicators, 2009–13 | ||||||
Projections | ||||||
2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | ||
Real economy (change in percent) | ||||||
Real GDP | -3.1 | 1.7 | 1.7 | 0.2 | 0.4 | |
Domestic demand | -2.6 | 1.6 | 1.7 | -0.4 | 0.5 | |
Nominal GDP (billions of euros) | 1886 | 1937 | 1997 | 2042 | 2095 | |
CPI (year average) | 0.1 | 1.5 | 2.1 | 2.0 | 1.6 | |
Unemployment rate (in percent) | 9.5 | 9.7 | 9.6 | 10.3 | 10.6 | |
Gross national savings (percent of GDP) | 17.6 | 17.7 | 18.7 | 18.5 | 18.2 | |
Gross domestic investment (percent of GDP) | 18.9 | 19.3 | 20.6 | 20.0 | 19.7 | |
Public finance (percent of GDP) | ||||||
Central government balance | -6.2 | -6.3 | -4.4 | -3.7 | -2.7 | |
General government balance | -7.5 | -7.1 | -5.2 | -4.5 | -3.5 | |
Structural balance (percent of potential GDP) | -4.7 | -4.6 | -3.5 | -2.6 | -1.4 | |
Primary balance | -5.4 | -4.8 | -2.7 | -2.0 | -1.2 | |
General government gross debt | 79.0 | 82.3 | 86.0 | 89.5 | 90.9 | |
Money and interest rates (in percent) | ||||||
Money market rate 1/ | 0.7 | 0.5 | 0.8 | 0.1 | … | |
Government bond yield 1/ | 3.6 | 3.1 | 3.3 | 2.6 | … | |
Balance of payments (in percent of GDP) | ||||||
Exports of goods | 18.4 | 20.2 | 21.2 | 21.1 | 20.6 | |
Volume growth (in percent) | -12.1 | 9.6 | 5.3 | 2.5 | 0.6 | |
Imports of goods | 20.7 | 23.0 | 24.9 | 24.2 | 23.6 | |
Volume growth (in percent) | -9.6 | 8.9 | 4.9 | 0.2 | 0.9 | |
Trade balance | -2.3 | -2.7 | -3.7 | -3.1 | -3.0 | |
Current account | -1.3 | -1.6 | -1.9 | -1.5 | -1.5 | |
FDI (net) | -3.2 | -1.8 | -1.8 | -1.7 | -1.6 | |
Official reserves (US$ billion) | 46.6 | 55.8 | 48.6 | … | … | |
Exchange rates | ||||||
Euro per U.S. dollar, period average | ||||||
Nominal effective rate, ULC-styled (2000=100) | 104.8 | 102.4 | 102.4 | … | … | |
Real effective exchange rate, ULC-based (2000=100) | 107.8 | 105.0 | 103.8 | … | … | |
Social indicators | ||||||
Per capita GDP (2006): US$35,471; Life expectancy at birth (2009): 77.7 (male) and 84.4 (female); | ||||||
Poverty rate (mid-2000s): 14.1 percent (60 percent line), 7.1 percent (50 percent line); | ||||||
Income distribution (ratio of income received by top and bottom quintiles, 2004): 4.2. | ||||||
Sources: French authorities; IMF staff estimates and projections. | ||||||
1/ For 2012, average for January-April. |