„Wir müssten diesen Riester-Unfug stoppen“
Veröffentlicht: 6. Dezember 2012 Abgelegt unter: Buch-Tipps & Literatur-Empfehlungen, Riester-Rente | Tags: "Die Vorsorgelüge", Riester-Rente Hinterlasse einen Kommentar„Wir müssten diesen Riester-Unfug stoppen“
Holger Balodis hat das Buch „Die Vorsorgelüge“ geschrieben und ist ausgewiesener Rentenexperte. Er meint, das Problem der Altersarmut wird sich in Zukunft noch verschärfen. Denn die private Absicherung, wie sie unter Schröder eingeführt wurde, reicht nicht.
BR-Studiogespräch – [5:12 Min] — alternativer Video-Link
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Buchvorstellung mit zahlreichen Rezensionen
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Das Riester-Dilemma – Die Riester-Lüge – ARD Reportage 09.01.2012 – [44:45 Min]
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Oktober 2011: „Frontal21 – Riester Abzocke – Alles auf Kosten der Kunden“ – [8:49 Min]
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Gregor Gysi Die Riesterrente ist Betrug spart euch das Geld
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Das Rockefeller-Prinzip
Veröffentlicht: 6. Dezember 2012 Abgelegt unter: Rockefeller-Prinzip | Tags: Folgekosten, John D. Rockefeller, Marktstrategie Hinterlasse einen KommentarUnter diesem Begriff versteht man eine Marktstrategie, bei der ein Produkt Folgekosten auslöst, über die der Produktverkäufer den Hauptteil des Gewinns macht. Kritiker beschreiben das Vorgehen als „erst geködert, dann ausgenommen“.
John D. Rockefeller wird nachgesagt, er habe die Öllampe kostenlos oder sehr günstig vermarktet, um über die unvermeidlichen Nachkäufe von Brennöl einen dauerhaften Absatz seines Öls (in Konkurrenz zu den damals üblichen Talgkerzen) sicherzustellen.
Die bewährte Strategie hat sich dauerhaft durchgesetzt und findet sich in abgewandelter Form bis in die heutige Zeit:
- Einige Tintenstrahldrucker werden zu sehr günstigen Preisen angeboten, die mitgelieferten Tintenpatronen haben aber nur eine kleine Füllmenge. Nach Verbrauch der Tinte (oder nach Unbrauchbarkeit durch Eintrocknen) sind Nachkäufe von Tintenpatronen das gewinnbringende Geschäft.
- Manche Mobiltelefone werden zu Preisen ab einem Euro verkauft, die dauerhafte Einnahme kommt über die Gesprächs- oder Monatsgebühr herein.
- Bestimmte Armbanduhren bringen durch aufwändigen Batterie- und Dichtungstausch in der Herstellerwerkstatt den Gewinn über die Wartungskosten herein.
- Einige Rasierer sind in der Erstanschaffung günstig, der dauerhafte Gewinn wird durch Austauschklingen sichergestellt.
- Renault verkauft seine Elektroautos ohne Akku. Dieser muss separat vom Kunden geleast werden.
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Sofern dem geschätzten Leser weitere Beispiele einfallen, ist ein entsprechender Hinweis sehr willkommen.
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Ihr Oeconomicus
EZB schürt Gefahr von Zwillingskrisen
Veröffentlicht: 6. Dezember 2012 Abgelegt unter: ÖKONOMIE - ECONOMICS, EZB, Long term refinancing operations (LTRO) | Tags: Bankenregulierung, Geldpolitik, LTRO, Sören Radde (DIW), Zwillingskrisen Hinterlasse einen KommentarEZB schürt Gefahr von Zwillingskrisen
Sören Radde, Makroökonomie-Experte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), sieht in der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ein erhöhtes Risiko für eine Zwillingskrise, bei der sich Banken- und Schuldenkrise gegenseitig verstärken. “Bereits jetzt sollten alle Rettungsmaßnahmen in hilfsbedürftigen Euroländern darauf angelegt sein, die wechselseitige Abhängigkeit von Staaten und Banken nicht zu verstärken”, sagte Radde im Interview mit “Handelsblatt-Online”.
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DIW Wochenbericht 42/2012 – Risiko Staatsanleihen
Auszug:
“Die Kreditrisiken von Staaten und ihren heimischen Bankensektoren sind eng miteinander verknüpft und verstärken sich gegenseitig.
Die wechselseitigen Ansteckungseffekte werden durch die Neigung der Banken verschärft, überwiegend in Staatsanleihen des Heimatlandes zu investieren. … “Staatsanleihen sind keine risikolosen Anlagen. Die künftige EU-Bankenregulierung sollte Schluss machen mit ihrer systematischen Verharmlosung“, sagt DIW-Experte Sören Radde, der die Studie zusammen mit Johannes Pockrandt, Referent im Europäischen Parlament, verfasst hat.”
Auf Seite 4 beschreibt das Forschungsinstitut im Detail den Teufelskreis zwischen Banken- und Staatsrisiko:
“Der Fall Griechenlands vergegenwärtigt, dass Banken als wichtige Investoren in Staatsanleihen von einem Ausfall von Staatsschulden durch direkte Verluste betroffen sind. Lange bevor es zu einem tatsächlichen Ausfall kommt, schlagen Schwierigkeiten bei der Refinanzierung von Staaten allerdings bereits auf die Refinanzierungsbedingungen des heimischen Bankensektors durch.
Banken nutzen langfristig laufende Staatsanleihen insbesondere als Besicherung für kurzfristige Kredite, mit denen Sie ihren Liquiditätsbedarf decken. Befürchten Investoren und Ratinggenturen, dass Staaten ihre Schulden zukünftig nicht vollständig begleichen können, fällt das Kredit-Rating von Staatsanleihen. Damit sinkt ebenfalls der Besicherungswert von Staatsanleihen um einen sogenannten haircut. Haircuts werden auch bei der Kreditvergabe durch die Europäische Zentralbank an Geschäftsbanken im Rahmen der kurzfristigen Main Refinancing Operations (MRO) sowie der längerfristigen Longterm Refinancing Operations (LTRO) erhoben.
Ein schlechteres Rating von Staatsanleihen schmälert daher das Volumen besicherter Kredite und verschlechtert auf diese Weise die kurzfristigen Refinanzierungsmöglichkeiten der Banken. So steigt das Risiko aus der Fristentransformation schlagartig. Darüber hinaus kann eine Herabstufung des Ratings eines Staates ebenfalls eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit heimischer Banken nach sich ziehen. Denn einerseits büßen etwa staatliche Garantien für einzelne Institute oder bestimmte Verbindlichkeiten des Bankensektors an Wert ein. Andererseits weckt eine Rating-Herabstufung auch Zweifel an der Fähigkeit eines Staates, systemische Finanzinstitute bei drohender Insolvenz zu retten. Damit entfällt eine implizite Bail-out-Garantie für diese Institute. Beide Effekte erhöhen die Refinanzierungskosten bei unbesicherten Krediten. Schließlich bergen Staatsschuldenkrisen erhebliche konjunkturelle Risiken, die den Bankensektor ebenfalls belasten. So können etwa steigende Inflationserwartungen aufgrund monetärer Staatsfinanzierung, der Rückgang staatlicher Nachfrage und Investitionen oder Steuererhöhungen zur Haushaltskonsolidierung die Konjunktur dämpfen und damit die Kreditnachfrage reduzieren.
Umgekehrt erhöht sich bei Problemen im Bankensektor auch das Kreditausfallrisiko, und damit steigen die Finanzierungskosten des Heimatstaates. Indirekt wird die Kreditwürdigkeit eines Staates geschwächt, wenn aufgrund von außerordentlichen Belastungen im Bankensektor das Kreditangebot sinkt. Eine Kreditverknappung dämpft insbesondere die Investitionstätigkeit und hat damit negative Wachstumseffekte, die ihrerseits die Steuereinnahmen reduzieren. Andererseits veranlasst die Angst vor einem Kollaps der Kreditversorgung Staaten auch dazu, ihre heimischen Banken durch Garantien, Ankäufe verlustträchtiger Assets oder Kapitalspritzen direkt zu stützen. Wie das Beispiel Irlands demonstriert, kann die damit einhergehende Belastung zu einer Finanzierungskrise des Staates selbst führen, die ihrerseits durch die beschriebenen Kanäle die Refinanzierungskosten des Finanzsektors erhöht.
Diese wechselseitige Spirale der Kreditrisiken von Banken und Staaten spiegelt sich am Markt für Kreditausfallversicherungen, den sogenannten Credit Default Swaps (CDS), wider. In der Eurozone korrelieren die Prämien von Kreditausfallversicherungen für 5-jährige Anleihen von Banken und denen ihrer jeweiligen Heimatstaaten stark positiv. Dabei fällt auf, dass dieser Zusammenhang unabhängig vom Kredit-Rating der Staaten ist – er besteht gleichermaßen in den von der Schuldenkrise besonders betroffenen Staaten in der Peripherie der Eurozone (Spanien, Italien, Portugal, Griechenland), als auch in den mit hohem Rating ausgezeichneten Kernländern (Deutschland, Österreich, Niederlande, Frankreich). Obwohl sich die Niveaus der Ausfallrisiken dieser beiden Ländergruppen – und damit auch ihrer Bankensektoren – entkoppelt haben, stellen Staatsanleihen generell keine sichere Anlageklasse ohne Kreditrisiko dar.
Der unheilvolle Zusammenhang von Banken- und Staatsschuldenkrisen ließe sich entschärfen, wenn Banken ihre Staatsanleiheportfolios regional diversifizierten. Tatsächlich investieren Banken jedoch zum überwiegenden Teil in die Staatsanleihen ihres Heimatstaates und verstärken damit die Interdependenz zwischen Staats- und Bankenrisiko über die oben beschriebenen Kanäle.”
Europameister der griechischen Tragödie
Veröffentlicht: 6. Dezember 2012 Abgelegt unter: GRIECHENLAND / GREECE | Tags: GRIECHENLAND / GREECE, griechische Tragödie, Korruption - Nepotismus - Rousfetia Hinterlasse einen KommentarGriechenland ist Europameister
Nach den Gesetzen des antiken Theaters hat eine echte griechische Tragödie drei Akte. Der erste Akt zeigt den Weg ins Unglück, im zweiten Akt kommt es zur Katastrophe und im dritten Akt entscheidet sich, ob alles ein glückliches Ende nimmt oder nicht.
Der am Mittwoch (05.12.2012) in Berlin vorgestellte „Korruptionswahrnehmungsindex 2012“ der Organisation Transparency International (TI) könnte so für das Euro-Schuldenland Griechenland leicht als zweiter Akt in der griechischen Tragödie verstanden werden.
DW
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Anmerkung
Da haben sich die DW-Autoren aber eine hübsche Analogie einfallen lassen. Um die Zusammenhänge noch plastischer abzubilden, wäre es allerdings hilfreich gewesen, intensiver auf den prinzipiellen Handlungsverlauf griechischer Tragödien einzugehen:
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Prolog/Exposition
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Einzugslied/Parodos (gesungen durch einen Chor)
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1. Epeisodion/steigende Handlung
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1. Standlied/Stasimon (gesungen durch einen Chor)
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2. Epeisodion/Höhepunkt
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2. Standlied (gesungen durch einen Chor)
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3. Epeisodion/Peripetie
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3. Standlied (gesungen durch einen Chor)
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4. Epeisodion/fallende Handlung
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4. Standlied (gesungen durch einen Chor)
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5. Epeisodion
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5. Standlied (gesungen durch einen Chor)
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Exodus/Katastrophe
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Schlusswort (gesungen durch einen Chor)
Die griechische Tragödie während der Antike erfüllte aber auch eine gesellschaftliche Funktion.
Das Theater diente zur Unterhaltung der Bevölkerung, und ab der Entstehung der Komödie auch zur Belustigung. Durch den religiösen Charakter war der Besuch zwar gesellschaftlich verpflichtend, aber die Ehrung der Schauspieler und Autoren zeugt von einer weitergehenden Würdigung – berühmte Beteiligte wurden den Rest ihres Lebens geehrt und von der eigenen Dorfgemeinschaft versorgt.
An der Stelle sei es Ihrer eigenen Phantasie überlassen Strukturen, Sachverhalte, Zusammenhänge, etc. zu den aktuellen Themen in GR und den Volkswirtschaften der EURO-Zone zu erkennen.
Hilfsweise könnten Sie die Fragen aufwerfen, wer die Chöre und deren Dirigenten sind und/oder welche Personen oder Gruppen sich nach großer Ehre und Versorgung sehnen könnten.
Ihr Oeconomicus
Kabinett will Patriot-Einsatz beschließen
Veröffentlicht: 6. Dezember 2012 Abgelegt unter: Deutscher Bundestag, DEUTSCHLAND - GERMANY, SYRIEN, Türkei | Tags: Bundeswehr / Militär-Einsätze, Chemiewaffen, NATO-Einsatz, Patriot-Einsatz, türkisch-syrisches Grenzgebiet, Thomas de Maizière Hinterlasse einen KommentarKabinett will Patriot-Einsatz beschließen
Deutschland will im Rahmen eines NATO-Einsatzes Patriot-Flugabwehrraketen ins türkisch-syrische Grenzgebiet entsenden. Heute soll das Bundeskabinett dafür grünes Licht geben. Eine Debatte über mögliche Konsequenzen findet jedoch nicht statt.
Jens Borchers, HR, ARD-Hauptstadtstudio
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Anmerkung
Zum vermuteten „Chemiewaffen-Einsatz“ syrischer Truppen stellt sich die Frage, ob dem Voll-Demokratie-Lieferservice mal ein neuer Kriegsgrund einfällt.
Ihr Oeconomicus
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mehr dazu
Deutsche Bank soll Milliarden-Verluste versteckt haben, um Bailout zu vermeiden (+ update)
Veröffentlicht: 6. Dezember 2012 Abgelegt unter: Deutsche Bank, The Cosmopolitan of Las Vegas | Tags: "The Cosmopolitan", Deutsche Bank, fehlbewertete Derivate-Positionen, International Accounting System (IAS / IFRS), Las Vegas, SEC, Station Casinos LLC Hinterlasse einen KommentarDeutsche Bank soll Milliarden-Verluste versteckt haben, um Bailout zu vermeiden
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Schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bank: Drei ehemalige Mitarbeiter behaupten, die Bank soll während der Finanzkrise bis zu 12 Milliarden an Verlusten schöngerechnet zu haben, um eine Rettung durch den Steuerzahler zu verhindern. Die Bank sagt, die drei Mitarbeiter hätten keine Ahnung von der Materie.
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Auch wenn dem deutschen Steuerzahler in der jüngsten Finanzkrise die Rettung der Deutschen Bank erspart blieb, wirft der Vorfall ein grelles Licht auf jenen Bereich, der der Deutschen Bank – wie auch den meisten anderen Großbanken – noch einigen Ärger bereiten kann: Das Derivaten-Geschäft ist der öffentlichen Kontrolle weitgehend entzogen. Die Banken stellen in eigenen Bewertungen fest, welchen Wert die undurchsichtigen und hochkomplexen Papiere haben. Diese Bewertungen sind dann die Grundlage für die Bilanz-Zahlen.
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Wie bei den meisten Schrottpapieren läßt sich der Wert jedoch nicht dauerhaft manipulieren: Irgendwann kommt heraus, ob bestimmte hochspekulative Geschäfte Totalverluste bescheren oder nicht. Wenn dieser Fall eintritt, dürfte die Griechenland-Krise als eine im Vergleich unbedeutende Marginalie erscheinen. Die potentiellen Verluste können nämlich derart hoch sein, dass auch das gesamte Vermögen der europäischen Steuerzahler nicht ausreichen wird, um den Crash zu verhindern.
Deutsche Wirtschafts Nachrichten | 06.12.12, 00:49 | 5 Kommentare
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Anmerkung
Nach einem Reuters-Bericht soll es sich bei dem angeblich nicht aktivierten Verlust um fehlbewertete Derivate-Positionen handeln. Die erstmals im Juni 2011 erhobenen Vorwürfe seien inzwischen umfassend untersucht und hätten sich als völlig unbegründet und haltlos heraus gestellt, zitiert Reuters die Deutsche Bank-Sprecherin Renee Calabro.
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Die Financial Times verweist in ihrem Bericht recht süffisant auf Drehtüren zwischen Finanzwirtschaft und Regulierern hin:
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“Robert Khuzami, head of enforcement at the SEC, has recused himself from all Deutsche Bank investigations because he was Deutsche’s general counsel for the Americas from 2004 to 2009.
Dick Walker, Deutsche’s general counsel, is a former head of enforcement at the SEC. The SEC declined to comment on the investigation.”