IWF-Chefin Christine Lagarde lobt, Deutschland ist bestürzt: Trotz heftiger Kritik aus Deutschland will die EZB kriselnde Euroländer mit dem unbegrenzten Aufkauf von Staatsanleihen stützen. Die Notenbank will unter strengen Auflagen Schuldpapiere mit einer Laufzeit zwischen einem und drei Jahren erwerben. Die Presse kommentiert die Entscheidung der EZB zur Eurorettung unter verschiedenen Gesichtspunkten.
„Nein zu einem deutschen Europa“ – Spanier mögen Merkel nicht
Hunderte Spanier ziehen in Madrid über die deutsche Bundeskanzlerin her. Sie tragen Transparente, die Merkel mit einem Hakenkreuz auf dem Gesicht zeigen. Bei ihrem Zug durch die Innenstadt zur deutschen Botschaft skandieren sie „Merkel Go Home“ und „Nein zu einem deutschen Europa“. Merkel hatte zuvor mit Regierungschef Rajoy gesprochen.
Die Europäische Zentralbank lässt keinen Zweifel daran, dass sie den Euro retten will – und trifft dabei Aussagen, die ihr nicht zustehen. Damit schwingt sich die EZB zur heimlichen Herrscherin in Europa auf. Soll es egal sein, was das höchste deutsche Gericht urteilt, was der Bundestag beschließt? Eine unerträgliche Vorstellung: Wenn der EZB Urteile nicht passen, dann druckt sie einfach Geld.
Entscheidung zur Eurorettung – Bundesregierung kritisiert EZB
Die Sitzung der Europäischen Zentralbank, in der der Rat – bei einer Nein-Stimme – den Kauf von Staatsanleihen beschlossen hat, darf man wohl historisch nennen. Denn der Weg zur Schuldenunion ist damit geebnet. Länder wie Spanien und Italien müssen dafür allerdings erst unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen. Die Aktienmärkte reagieren positiv auf die EZB-Entscheidung – auch wenn die Kritik daran nicht verstummt.
A Referendum on Europe – It’s Time to Ask the People What They Think
The Germany democratic system has suffered as a result of the euro crisis, but it has also made fighting the crisis harder. Now it’s time to hold a referendum on European integration. Only then will Berlin have the democratic legitimacy it needs to take effective action.
Die Europäischen Zentralbank (EZB) will klammen Eurostaaten mit einer neuen Runde von Anleihekäufen unter die Arme greifen. Das Programm werde es ermöglichen, die Störungen an den Anleihemärkten anzugehen, sagte EZB-Chef Mario Draghi nach der Sitzung des EZB-Rats. Die Zentralbank werde unabhängig und innerhalb ihres Mandats handeln. „Der Euro ist unumkehrbar“, sagte Draghi.
Der oberste Währungshüter in der Eurozone präzisierte damit seine Ankündigung von Anfang August. Bedingung für die Ankäufe sei, dass die Euro-Rettungsschirme am Bondmarkt aktiv werden. Dies sei eine notwendige Bedingung, bedeute aber nicht automatisch, dass die EZB auch tatsächlich eingreifen werde.
Mit ihrer Entscheidung wollen die 23 Notenbanker der EZB die Euro-Schuldenstaaten im Kampf gegen die Krise unterstützen und den Druck der Finanzmärkte auf diese Länder abmildern.
Damit dürfte sowohl den EUROholics als auch dem 2. Senat des BVerfG ein Stein vom Herzen gefallen sein. Das BVerfG kann nun getrost den ESM-Vertrag als nicht Grundgesetz-konform ablehnen, da Herr Draghi einen tollen Umweg zur Staatsfinanzierung gefunden hat. Klar, es werden nur Anleihenkäufe vom Sekundärmarkt getätigt. Aber ist das wirklich ein Problem? Man benötigt nur noch einen „Zwischenhandel“ der rollover’s und Primäranleihen auf die Bücher nimmt, um sie dann der EZB weiter zu veräussern … und schon klappt es mit der Schuldenunion vortrefflich. Am Ende des Tages dürfen wir dann gewaltige Verwerfungen erwarten, die uns, die Bürger und Steuerzahler ganz persönlich betreffen. Herzlichen Dank, Herr Draghi!
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Euro-Zone ist im zweiten Quartal trotz dem robusten Wachstum von Deutschland gesunken. Die Kluft zwischen den einzelnen Euro-Ländern ist gross.