Dass US-Notenbankchef Ben Bernanke heute im kleinen Skiort Jackson Hole eine neue Runde Anleihekäufe einläutet, ist unwahrscheinlich. Jedes Jahr wird das Treffen der Notenbanker zum Großereignis hochgejazzt – doch die Fed hat mehrere Gründe, stillzuhalten und die Jackson-Hole-Propheten zu enttäuschen.
Bernanke hat keinen Grund, heute eine dritte große Geldflut (QE3) anzukündigen, zumal sich der Offenmarktausschuss der Fed ohnehin in zwei Wochen wieder trifft. EZB-Chef Mario Draghi bleibt dem jährlichen Meeting der Notenbanker sogar fern – er muss die wichtige Sitzung der EZB am kommenden Donnerstag vorbereiten.
„Erwarten Sie keine wichtigen Ankündigungen – es ist nicht 2010“
Erwarten Sie keine wichtigen Ankündigungen, sagt der Chef des weltgrößten Anleihefonds Pimco, Mohamed El-Erian. „Es ist nicht 2010“, fügt der Ökonom Timothy Duy an der University of Oregon hinzu. Duy spielt darauf an, dass Bernanke vor zwei Jahren bei seinem Auftritt in Wyoming den baldigen Start von QE2 angedeutet hatte und damit eine Börsenrally auslöste. Damals fürchtete der Fed-Chef aber, dass sinkende Preise den US-Firmen die Margen verhageln, die Investitionen ausbremsen und eine erneute Rezession herauf beschwören.
Geldspritze kurz vor der Wahl würde als Wahlhilfe für Obama gesehen
Die Fed, sagen Beobachter, will auch deshalb mit dem nächsten Schluck aus der geldpolitischen Pulle warten, weil sie zwei wichtige Termine vor Augen hat. Der erste ist der 6. September, wenn die Europäische Zentralbank mögliche weitere Schritte erklären will. Der zweite ist die Bekanntgabe der Jobzahlen für den August in der US-Wirtschaft. Die Zahlen kommen am 7. September. Wird eine Zahl unter 100.000 gemeldet, signalisiert das erneute Schwäche. Die Fed könnte dann bei ihrer nächsten regulären Sitzung am 12. und 13. September reagieren.
Vorbehalte gegen neue Milliardenschwemme wachsen
Die Fed pumpte mit QE1 und QE2 mehr als zwei Billionen Dollar in das Finanzsystem. Die Notenbank hat zudem Ende 2008 die Leitzinsen auf fast Null nach unten geschraubt und hat angekündigt, sie dort bis mindestens Ende 2014 zu belassen. Bis Ende 2012 läuft noch eine dritte Kampagne, die Operation Twist, in deren Verlauf die Fed mit einem Aufwand von 700 Milliarden Dollar durch den Kauf länger laufender Anleihen die Zinsen am langen Ende niedrig halten will.
Lösung liegt nur noch in der Haushaltspolitik
„Wen kümmert es eigentlich noch was die Fed macht“, wundert sich Steve Quirk, der Vizepräsident bei TD Ameritrade, „was wollen die noch machen, die Zinsen unter Null senken?“