Frankreich fällt als Stabilitätsanker aus
Veröffentlicht: 18. Juli 2012 Abgelegt unter: €URO, Finanzkrise, FRANKREICH | Tags: 460-Millionen-Euro-Strafe, Budgetdefizit, FRANKREICH, Haushalt, Libyen, Nicolas Sarkozy, Subventionen Hinterlasse einen KommentarFrankreich fällt als Stabilitätsanker aus
Ungelöste Schuldenprobleme, wachsende Arbeitslosigkeit: Frankreich kann der Euro-Zone nicht helfen.
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Vor allem die Wirtschaftslage setzt Sarkozy unter Druck; der gallische Hahn präsentiert sich in diesen Tagen arg gerupft. Frankreich steht heute ökonomisch schlechter da als zu Beginn von Sarkozys Amtszeit 2007. Vor wenigen Tagen wurden überraschend schlechte Zahlen vom Arbeitsmarkt veröffentlicht.
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Zu hohe Löhne für geringe Produktivität
Auch andere Kennzahlen verschlechtern sich. Dass die französische Wirtschaft trotz aller Probleme 2011 um rund 2,1 Prozent wachsen dürfte, liegt überwiegend am noch ordentlichen Konsum. Gleichzeitig jedoch steuert Frankreich 2011 auf einen neuen Rekordfehlbetrag im Außenhandel zu. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate lag das Defizit bei 61 Milliarden Euro, während Deutschland im gleichen Zeitraum einen Überschuss von 155 Milliarden Euro erzielte. Vor allem industrielle Güter und Fahrzeuge aus Frankreich sind im Ausland derzeit kaum gefragt.
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Auch die Sanierung des Haushalts kommt kaum voran. Das Ziel, das Budgetdefizit in diesem Jahr von 7,0 auf 5,7 Prozent und bis 2013 auf 3,0 Prozent zu drücken, ist kaum zu erreichen. Denn statt Subventionen und Steuernischen energisch einzuschränken und Reformen im Renten- und Sozialsystem einzuleiten, kürzt die Regierung nur in bescheidenem Rahmen. Zusätzliche Ausgaben für Landwirte (wegen Trockenheit), der teure Libyen-Einsatz und eine 460-Millionen-Euro-Strafe wegen Bestechungszahlungen beim Verkauf von Fregatten an Taiwan belasten das Budget.
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Budgetdisziplin fehlt
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die Details
Zwangsanleihen als Lösung für die Krise?
Veröffentlicht: 18. Juli 2012 Abgelegt unter: DEUTSCHLAND - GERMANY, Finanzkrise, Vermögensabgaben + Zwangsanleihen | Tags: Dr. Stefan Bach, Institut für Wirtschaftsforschung, Jochen Sanio, Schuldenkrise, Wohlstandsabgabe, Zwangsanleihen Hinterlasse einen KommentarVermögensabgaben – ein Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen in Europa
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Wohlhabende Bürger mit einem Vermögen von mehr als 250.000 Euro sollen dem Staat zwangsweise einen Kredit geben müssen und so helfen, die Schuldenkrise zu bewältigen, schlägt das renommierte Institut für Wirtschaftsforschung in einer Pressemitteilung vom 11.07.2012 vor.
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„Die Belastung der großen Privatvermögen könnte die Staatsfinanzen in Europa stabilisieren“
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sagt DIW-Experte Stefan Bach.
Damit wäre ein wichtiger Schritt zu einer Konsolidierung der öffentlichen Haushalte getan, und wachstumsfördernde Reformen würden erleichtert.
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„Für Deutschland ergeben unsere Berechnungen für eine Abgabe, die ab einem individuellen Nettovermögen von 250 000 Euro beziehungsweise 500 000 Euro für Ehepaare erhoben wird, eine Bemessungsgrundlage von 92 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
„Wenn die Bürger zehn Prozent des übersteigenden Wertes abliefern, könnte das ein Aufkommen von neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts erbringen, also rund 230 Milliarden Euro. Damit könnte man den Schuldenstand in Deutschland ein deutliches Stück näher an die 60-Prozent-Grenze nach Maastricht zurückführen“.
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Interview mit Stefan Bach | MP3, 3.98 MB
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Anmerkung
Der Kollege Bach mag vor dem Hintergrund seiner Forschungsschwerpunkte, bei denen er sich schon fleißig mit anderen Entreicherungs-Thesen hervorgetan hat, ein kluger Kopf sein. Wie aus seiner Vita hervorgeht, hat der Hochschullehrer jedoch nie wirtschaftlich eigenverantwortlich gearbeitet. In diesem Zusammenhang erhebt sich die Frage, ob ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein solche missing links zu kompensieren vermag?
Seine in Rede stehende Studie entspricht einmal mehr der politisch korrekten Hausmeinung des DIW, einem altgedienten Sprachrohr der Politik.
Letztlich geht es bei dieser Studie einmal mehr um den Versuch, tickende Zeitbomben an Privatvermögen weiterzureichen.
Die zentrale Aussage des DIW deckt sich in Teilen mit der BCG-Studie „Back to Mesopotamia“ in welcher der Rückgriff auf die Ressource des privaten Wohlstandes deutscher und europäischer Bürger unmißverständlich eingefordert wird. Dabei geht BCG von einer einmaligen Wohlstandsabgabe auf Vermögen und Immobilien von 20% und 30% aus.
Ob eine solche Quote angesichts gigantischer toxischer Assets in den Bilanzen der größten europäischen Banken ausreichen wird, steht ohnehin in den Sternen.
Dem Steuermichel müßte allerdings stringent erklärt werden, warum mit eingeforderten Zwangsabgaben ausländische Steuerbetrüger und wild gewordene Zockerbanken von den faulen Früchte hemmungsloser Gier freigestellt werden sollen.
Es ist keinesfalls auszuschließen, dass in Ermangelung sonstiger Raubzug-Instrumentarien auch staatsgläubigen deutschen Sparern die hässliche Fratze des Leviathan begegnen könnte!
In diesem Zusammenhang sei an den Kassandra-Ruf von Jochen Sanio erinnert:
“.. Sonst kommen die Steuerzahler und hängen uns alle auf..”
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Reaktionen zum DIW-Vorschlag
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DIW-Vorschlag: Ökonomen kritisieren Zwangsanleihe für Reiche
Wie lässt sich die Schuldenkrise lösen? Die Wirtschaftsforscher des DIW haben eine Idee: Reiche sollten dem Staat Geld leihen – und zwar verpflichtend. Doch über die rechtlichen Fragen werden immer mehr Zweifel laut.
FAZ
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Angriff auf unsere Ersparnisse
politische Positionen zur DIW-Studie — Gespaltenes Echo über Zwangsanleihe für Reiche
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Zocken, bis der Staat hilft und die Bürger die Spielschulden bezahlen
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Historische Erfahrungen mit deutschen Zwangsanleihen / Vermögensabgaben
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Um die Schuldenberge aus Reparationsforderungen nach dem Ersten Weltkrieg abzutragen, wurden 1922 Zwangsanleihen in Deutschland eingeführt. Weil die Einzahlung während der Hochinflation erfolgte, waren diese Anleihen bereits im November 1923 nahezu wertlos!
Ein 1951 verabschiedetes Investitionshilfe-Gesetz erfaßte rund 140 000 Betriebe und spülte 1.168 Millionen Mark in die Bonner Kassen. Der bis dato einmalige Vorgang wurde am am 20. Juli 1954 vom 1. Senat des BVerfG als rechtmäßig entschieden!
1984 beendete das BVerfG einen Versuch, über das Investitionshilfegesetz mit Zwangsanleihen die Staatskassen zu füllen. Mit dem Geld sollte der Wohnungsbau gefördert werden, der unter der Rezession litt. Karlsruhe erklärte das Gesetz jedoch für nichtig. Zwangsanleihen seien nur „unter engen Voraussetzungen“ zulässig. Dem Gesetzgeber ist untersagt, „Sonderabgaben zur Erzielung von Einnahmen für den allgemeinen Finanzbedarf (…) zu erheben und das Aufkommen aus derartigen Abgaben zur Finanzierung allgemeiner Staatsaufgaben zu verwenden“.
Auf die 1992 diskutierte Zwangsanleihe zur Finanzierung von Kosten der deutschen Einheit wurde auch verzichtet, um eine Konfrontation der Bundesregierung mit Karlsruhe zu vermeiden (zur Illustration eine damaligen Lage eine Bewertung vom 9.11.1992 „Es muß Masse in den Topf„)
2008 forderten Gewerkschaften und SPD-Politiker eine Zwangsanleihe bei Reichen als Beitrag für ein Konjunkturpaket.
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Ihr Oeconomicus
USA – Die Fast-Food-Falle
Veröffentlicht: 18. Juli 2012 Abgelegt unter: UNITED STATES OF AMERICA | Tags: Fast-Food-Falle, Fettleibigkeit, krankheitsbedingte Abwesenheit, Produktivität, Schnell-Imbiss-Ketten Hinterlasse einen KommentarUSA – Die Fast-Food-Falle
Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat ein schwerwiegendes Problem: Fettleibigkeit hat sich wie eine infektiöse Krankheit ausgebreitet. Bereits zwei Drittel aller Erwachsenen und ein Drittel der Kinder in den USA sind übergewichtig. Gründe für den scheinbar unaufhaltsamen Trend zu XXL-Proportionen sind altbekannt: Zu viel Essen und zu wenig Bewegung. Und: Achtzig Prozent der Restaurants in Amerika gehören zu Schnell-Imbiss-Ketten. Die USA tappen in die Fast-Food-Falle. Übergewichtige kosten die US-Wirtschaft jährlich rund 73 Milliarden Dollar durch geringere Produktivität am Arbeitsplatz und krankheitsbedingte Abwesenheit, Behandlungskosten gar nicht eingerechnet. Amerika hat jetzt der Fresssucht den Kampf angesagt.
Weltjournal – 18.07.2012 — Youtube – [28:23 Min]
FDP-Experte – D-Mark soll zweite Währung werden
Veröffentlicht: 18. Juli 2012 Abgelegt unter: DEUTSCHLAND - GERMANY | Tags: Bundestag, D-Mark, Drachme, Haushaltsausschuss, Jürgen Koppelin Hinterlasse einen KommentarFDP-Experte – D-Mark soll zweite Währung werden
Bild unter Creative Commons-Lizenz – Urheber: Hendriklange
Jürgen Koppelin, FDP-Obmann im Haushaltsausschuss des Bundestages, will die D-Mark wieder einführen – und den Euro als Exportwährung behalten. Auch die Griechen könnten ihre Drachme zurückbekommen.
Welt-Online – 18.07.2012
EU wirbt für Freihandelsabkommen mit Japan
Veröffentlicht: 18. Juli 2012 Abgelegt unter: free trade agreement EU-Japan | Tags: Karel De Gucht Hinterlasse einen KommentarFreihandelsabkommen mit Japan soll Europas Unternehmen neue Chancen auf dem japanischen Markt bringen
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Die Europäische Kommission schlug den 27 EU-Staaten heute (Mittwoch) entsprechende Verhandlungen vor. Japan ist Europas zweitgrößter Handelspartner in Asien. EU-Handelskommissar Karel De Gucht sagte:
„Die EU und Japan stellen gemeinsam mehr als ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Den vielversprechenden japanischen Markt weiter zu erschließen, könnte die europäischen Exporte nach Japan um ein Drittel erhöhen. Allein in der EU könnte dies zu 400.000 neuen Arbeitsplätzen führen.„
Der Vorstoß wird von vielen Industriezweigen etwa der Pharma-, Lebensmittel- und Dienstleistungsindustrie unterstützt. Mit Blick auf die Sorge um Wettbewerbsnachteile europäischen Firmen gegenüber der hochentwickelten Industrienation und die derzeitigen nicht-tarifären Handelshemmnisse in Japan hob der Kommissar die starke europäische Verhandlungsposition hervor. Man werde die Verhandlungen abbrechen, wenn Japan keine konkreten Ergebnisse liefere. Auch werde die EU keine Zölle senken, bevor Japan nicht die regulatorischen Hürden für den Handel abbaue.
De Gucht betonte die wachstumsfördernde Bedeutung von Freihandelsabkommen.
„Wenn wir all unsere derzeit vorbereiteten Freihandelsabkommen besiegeln, könnten wir die EU-weite Wirtschaftsleistung um 2 Prozent oder 250 Milliarden Euro steigern“,
so De Gucht weiter. Die Kommission setzt auf eine wirtschaftliche Erholung Europas durch vertiefte Beziehungen zwischen der EU und ihren wichtigsten Handelspartnern. So könnte die Umsetzung des Außenhandelsprogramms mehr als 2 Millionen Arbeitsplätze in der gesamten EU schaffen. Bis 2030 werden rund 90 Prozent des Wirtschaftswachstums außerhalb von Europa generiert werden. Insbesondere bei einer schwachen Inlandsnachfrage wird daher die Erschließung der Märkte in Drittstaaten immer wichtiger.
Die EU bleibt der weltweit größte Exporteur, Importeur, Geber und Empfänger von ausländischen Direktinvestitionen. Die Liberalisierung des Handels ist eine wichtige Strukturreform, die Schaffung neuer Innovationsimpulse und Produktivitätswachstum vorantreiben soll.
Jetzt liegt der Ball bei den Mitgliedstaaten. Sie müssen nun über ein Mandat für die Verhandlungen der Kommission mit Japan entscheiden.
Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
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Pressemitteilung – EU-Kommission – Vertretung in Deutschland
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Anmerkungen
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Klar, dass dieser Vorstoß von den Lobbyarmeen der Pharma-, Lebensmittel- und Dienstleistungsindustrie unterstützt werden, wenn nicht sogar initiiert wurden.
Sofern man am Ende des Tages dieses free trading agreement durchwinkt, woran es vermutlich auch aufgrund des tiefschlafenden ‚Souveräns‘ kaum Zweifel geben mag, dürfen wir uns insbesondere bei der verstärkten Einfuhr von japanischen Produkten auf deren etwaige Fukushima-Konterminierung einstellen.
Bereits 2011 wurde bekannt, dass die EU den Becquerel-Grenzwert für japanische Lebensmittelimporte quasi durch die Hintertür nach oben angepasste (Details siehe hier).
Ansonsten darf man immer wieder erstaunt sein, woher Protagonisten wie Karel De Gucht ihre prognostischen Weisheiten nehmen, selbst dann wenn solche Formulierungen meist im Konjunktiv erfolgen und damit dem Leser Interpretationsspielräume einräumen.
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Ihr Oeconomicus
Spanien muss Finnland für Bankenhilfen garantieren
Veröffentlicht: 18. Juli 2012 Abgelegt unter: FINNLAND, SPANIEN | Tags: Bankenhilfen, finnische Steuerzahler, FINNLAND, Garantien, GRIECHENLAND / GREECE Hinterlasse einen KommentarSpanien muss Finnland für Bankenhilfen garantieren
Finnlands Regierung hat sich mit Spanien auf die Zahlung von Garantien im Gegenzug für ihre Beteiligung am europäischen Hilfsprogramm für den spanischen Bankensektor geeinigt. Spanien gebe Garantien in Höhe von 40 Prozent des finnischen Beitrags zu dem Stabilisierungsprogramm, um damit die Risiken für die finnischen Steuerzahler zu begrenzen, teilte am Dienstag das Finanzministerium in Helsinki mit. Demnach entspricht die Einigung einem im Oktober 2011 getroffenen Abkommen mit Griechenland.
18.07.2012 | 07:59 | (DiePresse.com)
Ungleichheit und Staatsverschuldung
Veröffentlicht: 18. Juli 2012 Abgelegt unter: Staatsverschuldung | Tags: BIP, DEMOKRATIE, Dr. Michael Dauderstädt, Haushaltsdefizit, IWF - IMF Hinterlasse einen KommentarUngleichheit und Staatsverschuldung
Die Staatsverschuldung vieler Demokratien hat im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise neue, für viele beunruhigende, Höhen erreicht. Dahinter verbirgt sich ein langfristiger Trend, der in den meisten westlichen Demokratien schon seit Jahrzehnten die Staatschulden wachsen ließ. Sie stiegen mit jedem Haushaltsdefizit sowohl absolut als auch meist relativ zum Bruttoinlandsprodukt (siehe Grafik 1). Haushaltsüberschüsse, die die Staatsschulden senken würden, sind in den meisten reichen Demokratien eine große Seltenheit.
Aufsatz von Dr. Michael Dauderstädt – 18. 07.2012