Der Hang zum Optimismus

„Ein Optimist ist jemand, der genau weiß, wie traurig die Welt sein kann, während ein Pessimist täglich neu zu dieser Erkenntnis gelangt.“

Quelle: Sir Peter Ustinovs geflügelte Worte

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Sind wir zum Optimismus geboren, und nicht zum Realismus?
Tali Sharot erzählt von neuen Forschungen, die darauf hindeuten, dass unsere Gehirne eher auf der Sonnenseite agieren – und wie das sowohl Vorzüge als auch Risiken birgt.

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Vortrag von Tali Sharot – O-Version mit deutschen Untertiteln – [17.41 Min]

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Transcription

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„Wenn wir verheiratet sind, haben wir eher Kinder. Und wir alle glauben, unsere Kinder werden besonders talentiert sein. Das ist übrigens mein zweijähriger Neffe Guy. Und ich möchte hier klarstellen, dass er ein wirklich schlechtes Beispiel für den Hang zum Optimismus ist, denn er ist so talentiert wie niemand sonst.

Und ich bin da nicht allein. Von vier Briten sagten drei, dass sie optimistisch in die Zukunft ihrer Familien blickten. Das sind 75 Prozent. Aber nur 30 Prozent sagten, dass sie allgemein fänden, dass es Familien heute besser geht als vor ein paar Generationen.

Und das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn wir sind über uns selbst optimistisch, über unsere Kinder, über unsere Familien, aber nicht so sehr, wenn es um den Typen geht, der neben uns sitzt, und wir sind etwas pessimistisch, wenn es um das Schicksal unserer Mitbürger und unseres Landes geht. Aber der private Optimismus über unsere persönliche Zukunft besteht weiter. Das heißt aber nicht, wir hoffen, dass sich alles irgendwie einrenkt, sondern dass wir die einzigartige Fähigkeit haben, genau das zu tun.

Ich bin eine Wissenschaftlerin, ich experimentiere. Um Ihnen zu zeigen, was ich damit meine, werde ich hier ein Experiment mit Ihnen veranstalten. Ich werde Ihnen eine Liste von Fähigkeiten und Eigenschaften geben, und möchte, dass Sie über jede dieser Fähigkeiten nachdenken, und wie Sie sich dabei relativ zum Rest der Bevölkerung einordnen.

Die erste ist das gute Auskommen mit anderen. Wer hier denkt, sie sind da in den unteren 25 Prozent? Ok, das sind um die 10 Leute von 1.500. Wer hier ordnet sich in den oberen 25 Prozent ein? Das sind die meisten von uns hier. Okay, nun tun Sie dasselbe mit Ihren Fähigkeiten als Autofahrer. Wie interessant sind Sie? Wie attraktiv sind Sie? Wie ehrlich sind Sie? Und als letztes: Wie bescheiden sind Sie?

Die meisten von uns haben uns für die meisten dieser Fähigkeiten überdurchschnittlich eingeordnet. Das ist statistisch unmöglich. Wir können nicht alle besser als alle anderen sein. (Lachen) Aber wenn wir glauben, dass wir besser als der andere sind, dann heißt das, wir bekommen eher die Promotion, wir bleiben eher verheiratet, denn wir sind sozialer, interessanter.

Und das ist ein globales Phänomen. Der Hang zum Optimismus ist in vielen verschiedenen Ländern beobachtet worden – in westlichen Kulturen, nicht-westlichen Kulturen, bei Frauen und Männern, bei Kindern, bei Senioren. Er ist ziemlich weitverbreitet.“
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TED – transcription

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Lese-Tipp:

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Tali Sharot
„The Optimism Bias: A Tour of the Irrationally Positive Brain“