Ab 2035 beginnt ein neues Zeitalter in Deutschland
Veröffentlicht: 11. Februar 2012 Abgelegt unter: Asyl-Politik, FREISTAAT SACHSEN | Tags: Bio-Deutsche, Herkunftsdeutsche, Pass-Deutsche, Zukunftsdeutsche Hinterlasse einen KommentarNewsletter Nr. 6 vom 10.02.2012 – Der Sächsische Landtag
Wie wird man Bayer?
Man erbt in der dritten Generation in Bayern. Wer also in München geboren ist, aber von Eltern abstammt, die z.B. von Berlin nach Bayern kamen, der ist „ein in München geborener Preuße“.
Wie bitte?
Genau. Er sollte zum Oktoberfest besser auf eine bayerische Tracht verzichten und Lederhosen denen überlassen, die schon seit Generationen in Bayern wohnen.
Wie ist das eigentlich mit denen, die in München geboren wurden, deren Eltern aber aus der Türkei zugewandert sind?
Nach der Preußen-Bezeichnung für unseren in München Geborenen würde man ihn dann weiterhin einen Türken nennen, obwohl er ja in Bayern geboren wurde.
Aber er ist doch ein Deutscher! Das ist doch Blödsinn!
Manche haben für dieses Problem bereits eine sprachliche Lösung parat:
Sie unterscheiden Bio-Deutsche und Pass-Deutsche. Ich möchte aber daran erinnern, dass diese Unterscheidung von den rechten Anti-Demokraten kommt. Und ich möchte daran erinnern, dass dieser sprachlichen Unterscheidung grässliche Taten folgten:
Siehe den selbsternannten Nazi-Untergrund.
Sollten wir nicht endlich aufhören mit der Unterscheidung zwischen Deutschen und Deutschen?
Wenn schon sprachliche Differenzierung, wie wäre es mit Herkunfts- und Zukunftsdeutschen?
Herkunftsdeutsche, das sind wir, die über ihre Familienherkunft von Eltern abstammen, die auch deutsch sind bzw. waren.
Zukunftsdeutsche, das sind die Zuwanderer, die sich für Deutschland entschieden haben, und für die unser gemeinsames Land kulturell ihre zweite Heimat ist. Warum Zukunftsdeutsche?
Weil sie zu unserer Zukunft gehören. Und weil sie in der Zukunft die Mehrheit in Deutschland darstellen werden.
Ja, das ist richtig geschrieben.
Nach gegenwärtigen Berechnungen werden Menschen mit Migrationshintergrund schon im Jahr 2035 die Mehrheit in unserer Bevölkerung darstellen.
Das ist weniger als eine Generation!
Das liegt uns genauso nahe, wie die friedliche 1989er Revolution von heute, also von 2012 entfernt ist.
Ab 2035 beginnt ein neues Zeitalter!
Es wird ein Zeitalter sein, in dem wir Herkunftsdeutschen in unserem Land die Minderheit darstellen werden.
Wie werden wird dann behandelt sein wollen?
Freundlich, höflich und dazugehörig? Oder werden wir uns damit zufriedengeben, als geschützte Minderheit zumindest geduldet zu werden?
Ist es okay, wenn wir dann so behandelt werden, wie wir Zuwanderer heute oft behandeln?
Schauen wir uns doch einmal an, wie wir heute mit Zuwanderern umgehen.
Mein Gefühl ist, dass es für Zukunftsdeutsche heute gegenwärtig noch fast unmöglich ist, „einer von uns zu werden“. Ich traf mich im Freiberger Raum vor einigen Monaten mit einer Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern. Wir diskutierten dabei unter anderem die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört.
Bei mittlerweile schon 4,5 Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürgern muslimischen Glaubens liegt die Frage auf der Hand.
Die Antwort war mehrheitlich ausgrenzend:
Muslime gehören nicht zu uns in Deutschland, selbst dann nicht, wenn sie einen deutschen Pass haben, sich voll in unsere Gesellschaft integriert haben, gute Bildung vorweisen können und all das erfüllt haben, was selbst die Konservativsten unter uns verlangen.
Ihre Religion sei nicht vereinbar mit der christlichen Tradition.
Komisch nur, dass die Teilnehmer kein Problem mit den Säkularen hatten, die auch nicht vereinbar mit der christlichen Tradition sind.
Ebenso ausgegrenzt bleiben auch diejenigen Zukunftsdeutschen, die einfach nur anders aussehen als wir.
Nehmen wir den Sänger Roberto Blanco („Ein bisschen Spaß muss sein“). Er ist so beliebt, dass er es zu schaffen scheint, bei allen Silvesterpartys gleichzeitig im Fernsehen aufzutreten. Auch beim Semperopernball in Dresden ist er natürlich dabei.
Und: Ist er als Zukunftsdeutscher einer von uns?
Wir Herkunftsdeutsche tun gut daran, darüber nachdenken, wie jeder Zukunftsdeutscher möglichst schnell einer von uns werden kann. Das Thema mag noch etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen.
Doch aufgepasst, liebe Herkunftsdeutsche: Unsere Antworten werden unser Leben prägen.
In spätestens 25 Jahren, werden wir fragen, wie wir eine/r von den Zukunftsdeutschen werden können.
Oder es gelingt es uns, den unsäglichen Graben zwischen Herkunfts- und Zukunftsdeutschen zu überwinden?
Martin Gillo – Landtag Sachsen