Bye-bye, Petrodollar

Bye-bye, Petrodollar

Die Krise in Nordafrika hat negative Folgen für den Kapitalmarkt. Künftig werden die arabischen Ölstaaten ihre Devisen selbst verwenden – und nicht mehr im Westen investieren.

Jeder denkt bei den ökonomischen Wirkungen der Krise in Nordafrika und im Nahen Osten im Augenblick an die höheren Ölpreise und die gestiegenen Unsicherheiten für Konjunktur und Inflation. Daneben gibt es aber auch andere Auswirkungen.
Auf den Kapitalmärkten geht eine Ära zu Ende, die die vergangenen 40 Jahre geprägt hat.

Martin Hüfner

dazu:

Kein Anlass zur Panik

Durch die Ereignisse in Nordafrika sind die Ölpreise allein in den letzten zwei Wochen um über 10 Prozent gestiegen. Sie liegen inzwischen um 25 Prozent über dem des Vorjahres. Die Benzinpreise haben sich auf bisher nicht gekannte Niveaus erhöht. Ein Ende ist noch nicht abzusehen.
Das schmälert nicht nur die Kaufkraft der Verbraucher. Auch die Kosten der Unternehmen erhöhen sich. Nach einer Faustformel kostet ein Anstieg des Rohölpreises um einen Dollar die deutsche Volkswirtschaft rund 500 Millionen Euro. Die Inflationsrate geht nach oben. Die Europäische Zentralbank könnte vor diesem Hintergrund die Zinsen früher erhöhen, als dies ohnehin geplant war.
Die Sorgen sind also berechtigt. Wir sind durch frühere Ölpreisschocks gebrannte Kinder.
In den 70er und 80er Jahren führten die damaligen Ölpreissteigerungen zu weltweiten Rezessionen. Der starke Ölpreisanstieg in 2008 (auf damals 150 Dollar je Barrel – das waren 50 Prozent mehr als heute) war neben der Finanzkrise mit verantwortlich für den Einbruch des Jahres 2009.
[…]
zur Ölpreis-Entwicklung


Die Schuldenkrise schlägt wieder zu

Die Schuldenkrise schlägt wieder zu

Für die Schuldenstaaten wird es wieder eng. Aus Sicht von Experten liegt das auch am Schlingerkurs der europäischen Politik. Lange geht das nicht mehr gut, sagen sie.

Handelsblatt – 09.03.2011,  14:55

Ein Gipfel-Treffen folgt dem anderen. Hier ein Pakt, dort ein Memorandum of Understanding .. alles um den Schlingerkurs falscher Währungspolitik zu vertuschen. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis den EUROholics klar wird, dass politische Macht ökonomische Gesetze nicht zu brechen vermag. Bis dahin werden bestimmt noch allerlei hübsche Kaninchen aus den Zylindern machtbesoffener Plutokraten hervorgezaubert werden. Wie es den Menschen dabei geht, wie sich Sozialsysteme entwickeln, oder welche Auswirkungen all diese Pseudo-Maßnahmen auf den inneren Frieden der betroffen Länder haben wird, ist dabei völlig gleichgültig ..

.. befürchtet Ihr Oeconomicus


Utah will Goldmünzen als alternative Währung einführen

Utah will Goldmünzen als alternative Währung einführen

80 Jahre nach der Abschaffung als gesetzliches Zahlungsmittel will der US-Staat Utah Gold- und Silbermünzen als alternatives Geld zulassen.
Der US-Bundesstaat Utah will Gold- und Silbermünzen wieder als offizielles Zahlungsmittel einführen, berichtet „foxnews.com“ .
Am Donnerstag steht im Parlament in Utah eine entsprechende Abstimmung darüber an, ob von der Bundesregierung geprägte Gold- und Silbermünzen nach 80 Jahren wieder anerkannt werden. Die Münzen sollen den Dollar nicht ersetzen, könnten aber als alternative Zahlungsmittel verwendet werden.
Das Gesetz würde es den Einwohnern Utahs auch erlauben, ihre Steuern mit Gold zu bezahlen. Zudem fordert das Gesetz einen Ausschuss, der den Einsatz alternativer Währungen für den Bundesstaat untersuchen soll. Der Verkauf von Gold soll weiters von der Kapitalertragssteuer befreit werden.
„Ein Plan B ist keine schlechte Idee“
Wenn das Gesetz das Abgeordnetenhaus Utahs passiert, müsste es anschließend dem Senat des Bundesstaates vorgelegt werden, bevor es der Gouverneur unterzeichnen kann.
Rechtsanwalt und Tea Party-Aktivist Larry Hilton, der Autor des Gesetzes, sieht jedenfalls keine Hürden mehr.
„Es gibt genug Unruhe in der Wirtschaft, die in den Menschen das Gefühl auslöst, ein Plan B, eine Art Backup-System, ist keine schlechte Idee“, sagt er.
[…]
zum Utah-Gold-Dollar

Anmerkung:
Falls es den Gold-Dollar tatsächlich geben sollte, ist wohl kaum vorstellbar, dass jemand so „schlau“ sein könnte, seine Steuerschulden just damit zu entrichten, solange die Option, mit grünen Papierschnipseln zu zahlen, erhalten bleibt.

Wir hätten uns gewünscht, dass die Bundesregierung, anstatt eine „alternativlose“ Politik zu betreiben, für uns Bürger ebenfalls einen Plan B bereit hält. Davon haben wir leider bisher nichts gehört.

Ihr Oeconomicus


Der Tag der Abrechnungen

Der Tag der Abrechnungen

„Merkel hält am liebsten die Bevölkerung zum Narren“ – „unglaubwürdig“, „unfähig“:
Am Politischen Aschermittwoch rechnen die Parteien miteinander ab.
Die Höhepunkte lesen Sie hier

dazu:
Brüller des Tages:
Merkel sieht Kohls Vision von den blühenden Landschaften im Osten erfüllt.
Helmut Kohl sei dafür zwar noch verlacht worden und es gebe beim Aufbau im Osten noch immer viel zu tun.

„Aber wir haben blühende Landschaften in 20 Jahren geschaffen. Das ist die Wahrheit“,

sagte Merkel beim Politischen Aschermittwoch in Demmin.
Wo war DIE denn bitte zu Besuch? Auf der Bundesgartenschau oder wie?
zu Merkel’s Brüller des Tages

dazu:
Hintergrund: Politischer Aschermittwoch

Am Aschermittwoch beginnt eigentlich die 40-tägige Fastenzeit. In der Politik ist es der Tag der Generalabrechnungen. Entstanden ist der politische Aschermittwoch Anfang des vergangenen Jahrhunderts im bayerischen Vilshofen. Aus dem Vilshofener Viehmarkt entwickelte sich eine politische Veranstaltung der Bauern, die 1919 erstmals zur offiziellen Kundgebung des Bayerischen Bauernbundes wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg veranstaltete die Bayernpartei regelmäßig ihren politischen Aschermittwoch, später dann auch die CSU unter ihrem Vorsitzenden Franz Josef Strauß. In den 70er Jahren wuchs der Andrang alljährlich im Wolferstetter Keller derart an, dass die CSU 1975 nach Passau in die viel größere Nibelungenhalle auswich, die mittlerweile abgerissen wurde. Die CSU trifft sich nun in der modernen Dreiländerhalle. In Vilshofen hat sich inzwischen die SPD einquartiert.
Im Laufe der Jahre und der immer größeren politischen Bedeutung des Aschermittwochs haben auch die anderen Parteien damit begonnen, Kundgebungen zu organisieren. FDP, Grüne, Freie Wähler, ödp und die Linke versuchen im Umfeld der zentralen CSU-Veranstaltung ebenfalls, ihren Anteil an der öffentlichen Aufmerksamkeit zu erhalten.

Die Auftritte:

Politischer Aschermittwoch der SPD am 09.03.2011 in Vilshofen
Rede von Frank-Walter Steinmeier 

Politischer Aschermittwoch der FDP am 09.03.2011 in Straubing
Rede von Guido Westerwelle

Politischer Aschermittwoch von Bündnis 90/Die Grünen am 09.03.2011 in Biberach
Rede von Renate Künast 

Politischer Aschermittwoch der CSU am 09.03.2011 aus Passau
Rede von Horst Seehofer 

Politischer Aschermittwoch der CDU am 09.03.2011 aus Demmin
kurzer Redeauszug von Angela Merkel

Politischer Aschermittwoch 2011 der Linken in Passau
Rede von Gregor Gysi

Gute Unterhaltung wünscht ..

Ihr Oecnomicus


Wird beim nächsten Mal alles anders?

Wird beim nächsten Mal alles anders?

Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff behaupten in ihrem ausgezeichneten, gleichnamigen Buch über Schuldenkrisen, dass die gefährlichsten Worte in allen Sprachen lauten: „Dieses Mal ist alles anders.“
Die vielleicht zweitgefährlichsten Worte sind: „Beim nächsten Mal wird alles anders.“

Diese Worte werden häufig ausgesprochen, wenn Politiker und Zentralbanken ein in Schwierigkeiten geratenes Segment der Wirtschaft retten wollen.

„Ja“, kann man sie fast sagen hören, „wir wissen, dass die Marktdisziplin durch Bankenrettungen untergraben wird.
Aber man kann nicht erwarten, dass wir tatenlos zusehen, während das System zusammenbricht und Millionen von unschuldigen Menschen darunter leiden müssen.
Wir müssen mit den Karten spielen, die wir ausgeteilt bekommen. Aber beim nächsten Mal wird alles anders.“

Sie benutzen dann jedes Instrument, das ihnen zur Verfügung steht, um wirtschaftliche Verluste unter ihrer Aufsicht zu vermeiden.
alles wird anders!

Zeit-Fragen Kommentar
Bei jeder Wirtschaftkrise wurde dem Volk vorgegaukelt, dass es gar keinen Grund zur Beunruhigung gebe und man nur die Finanzexperten machen lassen solle. In diesem Zusammenhang haben die beiden Autoren ihre Überlegungen zu Wirtschafts- und Finanzkrisen in verschiedenen Jahrhunderten unter den Titel gestellt: «Dieses Mal ist alles anders.» Die Parole ist auch jetzt zu hören und wird erst noch ergänzt durch das Schlagwort: «There is no alternative.» Das Volk – der Souverän in der Demokratie – darf alles, nur nicht nachdenken.
Die Verfasser Carmen M. Reinhart und Kenneth S. Rogoff sammelten alle ihnen zugänglichen Daten in 66 Ländern und über 800 Jahre, die zu Regierungs- und Bankenkrisen und in der Folge zu anhaltendem und deutlichem Rückgang der Wirtschaftsleistung eines Landes geführt haben.
Auf der Grundlage der profunden wissenschaftlichen Auswertung des Datenmaterials überzeugen sie den Leser von der Möglichkeit, Krisen vorherzusehen und auch rechtzeitig zu verhindern. Sie unterbauen ihre These mit Beispielen bis hinein in die Gegenwart. Regierungen und Banken jedoch, so bemerken sie, wiederholen vor einer neuen Krise stets: Dieses Mal sei alles anders. Besonders ausführlich wird dies am Beispiel der gegenwärtigen (und zweiten) Weltwirtschaftskrise gezeigt.
Um Krisen künftig zu vermeiden, schlagen sie vor, eine internationale zentrale Behörde zu schaffen, die relevante Daten über das Kreditverhalten aller Banken und Regierungen dieser Welt einfordert und auswertet. Diese Behörde soll diesen zudem die Massnahmen vorschreiben, die eine vorhersehbare Krise schon im Keim ersticken würden. Diese Behörde, so meinen wir, untergräbt die Souveränität der Staaten der Welt, so wie der ESM die der Staaten Europas untergräbt. Auch werden die Banken erfahrungsgemäss ihre Geheimdaten nicht freigeben.
Der Hauptberater der Verfasser ist Vincent Reinhart (ein Verwandter von Carmen M. Reinhart?). Er war etwa 25 Jahre bei der FED tätig. Die Verfasser argumentieren aus einer systemimmanenten Sicht, sie beschreiben die Symptome sehr gewissenhaft und sorgfältig und schlagen eine Lösung zur Symptombehandlung vor. Sie erwähnen dabei jedoch mit keinem Wort die eigentliche Ursache der Krankheit in unserem Wirtschaftssystem: Unser heutiges Geld nämlich trägt Zinsen, die von der FED in deren eigenem Interesse vorgegeben werden (sie wurde 1913 von den reichsten Familien der USA gegründet und beeinflusst heute die Zentralbanken weltweit).
Zinsen und Zinseszinsen vermehren weltweit das Vermögen der Reichsten mit ex­ponentieller Geschwindigkeit auf Kosten der wertschöpfenden Bürger. Die Schulden der Bürger und deren Regierungen dagegen vermehren sich gemeinsam mathematisch exakt spiegelbildlich. Ohne auf die Ursache der Krankheit einzugehen, werden ausführlich und aufwendig deren Symptome beschrieben und bewertet. Das allein kann, so meinen wir, zu keiner grundsätzlichen Behebung des Problems führen.
Weiterhin meinen wir, dass ein Zentral­institut, das Regierungen und Banken weltweit zügeln kann, ein gefährliches Instrument ist, weil mit diesem die Hochfinanz gestärkt und die Mitgestaltung der Bürger eingeschränkt wird.
Zeit-Fragen