Der IWF und die Ukraine: Wer hat wen übers Ohr gehauen?
Veröffentlicht: 14. Oktober 2010 Abgelegt unter: Das DIktat des IWF, Yulia Tymoshenko | Tags: Abschaffung von Steuervergünstigungen, Budgetdefizit, Dominique Strauss-Kahn, Erhöhung der Gaspreise, Igor Umanskij, IWF-Forderungen, Rentenalter, Rezession Hinterlasse einen KommentarAls die Ukraine im Herbst 2008 zum ersten Mal auf die Hilfsbedingungen des IWF einging, schien es, als ob dies das Ende der ökonomischen Selbstständigkeit des Landes bedeutet.
Wie viel Geld gedruckt wird, wie viel Dollar verkauft oder gekauft werden, wie viel auszugeben ist – all dies muss jetzt mit dem IWF abgestimmt werden. Doch die Zeit zeigte, dass die ukrainischen Staatsbediensteten es fertig gebracht haben das Geld zu erhalten, neue Abkommen zu unterzeichnen und dabei viele Schlüsselforderungen der Ausländer entweder aufgeschoben oder überhaupt nicht umgesetzt zu haben.
Bereits Yulia Tymoshenko verzichtete auf die Ideen der Erhöhung des Rentenalters, der Erhöhung der Gaspreise für die Bevölkerung und der Abschaffung von Steuervergünstigungen. Diese Ideen waren für sie faktisch nicht von Vorteil, denn die Premierministerin bereitete sich auf die Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen vor.
Einige Mal kam der IWF den ukrainischen Staatsbediensteten dabei entgegen, wie das Budgetdefizit auszusehen hat:
der Regierung gelang es diesen Wert zu erhöhen, obgleich die Ausländer anfänglich kategorisch dagegen waren. Weiter ging Viktor Yushchenko, der entgegen den Bitten des IWF das Gesetz zur die Erhöhung der Sozialstandards unterzeichnete.
„Bevor Yushchenko das Gesetz zeichnete, rief ihn Dominique Strauss-Kahn drei Tage infolge mit dieser Bitte an, doch Yushchenko weigerte sich mit ihm zu sprechen, was den Direktor des IWF tatsächlich beleidigte. Strauss-Kahn fasste dies, soweit mir bekannt ist, als persönliche Beleidigung auf“,
sagte danach Igor Umanskij, der in der Regierung Tymoshenko als geschäftsführender Finanzminister arbeitete.
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Ukraine-Nachrichten
BMW und SGL Carbon – Automobilbau mit dem Werkstoff der Zukunft
Veröffentlicht: 14. Oktober 2010 Abgelegt unter: BMW, Carbon, Made in Germany - The 'hidden Champions', SGL Group – The Carbon Company | Tags: Automobilindustrie 2 KommentareBMW und SGL Carbon – Automobilbau mit dem Werkstoff der Zukunft
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BMW und SGL Group wollen das Auto der Zukunft erfinden. Mit Hilfe von Carbon, einem kohlefaserverstärkten Kunststoff, kurz CFK. Der ist hitzebeständiger, härter als Stahl und leichter als Aluminium. Daher bietet sich Carbon vor allem auch für die geplanten Elektroautos an.
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BMW will 2013 sein E-Auto, das überwiegend aus Carbon gefertigte Megacity Vehicle, auf den Markt bringen. Das Gewicht der Batterie soll durch den neuen Werkstoff fast vollständig kompensiert werden. Schon heute fertigt BMW Teile seiner Modelle M3 und M6 aus Carbon, unter anderem die Dächer und Kotflügel.
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Allerdings ist der „Werkstoff der Zukunft“ auch wesentlich teurer als Stahl oder Aluminium. Daher wird er bisher nur in Kleinstserien, etwa für Rennwagen oder eben Einzelteile, eingesetzt. BMW und SGL Carbon wollen die Kosten senken, indem sie für die Herstellung von CFK in großen Mengen eine gemeinsame Fabrik in den USA errichten.
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Alexa Meyer (DW) schaut sich an, wo Carbon in der Automobilindustrie heute schon eingesetzt wird.
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IWF stellt Inflationsziele infrage (+ updates)
Veröffentlicht: 14. Oktober 2010 Abgelegt unter: DEUTSCHLAND - GERMANY, Dokumenten-Sammlung, IWF - IMF, JAPAN | Tags: Deflation, Inflationsziel, IWF - IMF, Lohnpolitik, Makroziele Hinterlasse einen KommentarIWF stellt Inflationsziele infrage
Alles auf Wachstum: Der Internationale Währungsfonds zieht die niedrigen Inflationsziele der meisten Notenbanken in Zweifel. Statt bei 2 Prozent könne es auch bei 4 Prozent liegen, schreibt der IWF-Forschungsdirektor in einem internen Papier.
ManagerMagazin
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Anmerkung
Grundsätzlich nicht die schlechteste Idee, die Makroziele neu zu definieren. Allerdings müsste dazu die Lohnpolitik speziell in Japan und Deutschland expansiver gestaltet werden. Dies könnte auf Sicht Japan helfen, aus der mittlerweile 20 Jahre andauernden Deflationspirale herauszufinden und in Deutschland die Binnenkonjunktur nachhaltig fördern.
Allein fehlt mir der Glaube, dass die Notenbanken in down-under (Infla-Ziel 2-3%), Kanada [1-3%), Süd-Korea (2,5%), UK (2,5%), EZB (2%) so ohne weiteres auf dieses Kurz einschwenken möchten.
Dazu ein Auszug aus dem Standardwerk „Volkswirtschaftslehre“ von Sibylle Brunner und Karl Kehrle (Seite 606):
„Wenn die Staatsverschuldung schwierig wird, bietet sich expansive Geldpolitik an, um die Firmen zu Investitionen zu veranlassen. Die japanische Zentralbank senkte daher die Nominalzinsen immer mehr. Seit Jahren liegen diese bei praktisch 0%, ohne dass dadurch die Investitionsneigung nenneswert zugenommen hätte.
Japan steckt in einer keynesianischen Liquiditätsfalle, in der man bekanntlich mit Geldpolitik nicht weiter kommt.
Krugman empfahl daher bereits 1998 einen sehr unkonventionellen Weg zur Bekämpfung der „Japanischen Krankheit“, nämlich eine „managed Inflation“. Er führte aus, dass nur eine gezielte Inflationspolitik Japan aus der Depression führen könne, da nur so die Realzinsen dauerhaft unter 0% gedrückt werden und auf diese Weise womöglich doch Investitionsanreize entstehen könnten. Wenn man allerdings erst mal in einer Liquiditätsfalle steckt, lassen sich kaum noch Inflationserwartungen herbeiführen.
Zur Lösung dieses Problems schlug Hans-Werner Sinn, der Chef des Ifo-Instituts, Mitte 2001 daher folgendes vor:
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„Die einzige reale Möglichkeit, die Japan heute noch verbleibt, ist die Abwertung der eigenen Währung. Diese kann die japanische Notenbank jederzeit realisieren, in dem sie neue Yen druckt und am Devisenmarkt für den Kauf von Dollars einsetzt. Die Abwertung stärkt die Auslandsnachfrage und hilft der Wirtschaft unmittelbar. Mittelbar hilft sie, indem sie die Schaffung eines Inflationstrends ermöglicht und der Notenbank in einer temporären Rezession das Mittel eines negativen Realzinssatzes zur Belebung der Investitionen zur Verfügung stellt.
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Die japanische Krankheit muß man auch in Europa ernst nehmen … Das japanische Beispiel zeigt, dass nicht nur in der Inflation eine Gefahr liegt, sondern auch in einer zu rigoros verfochtenen Politik der Preisstabilität. Eine angemessene Abwägung beider Gefahren findet derzeit nicht statt.“
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Unmittelbarer Ausfluss solcher Besorgnis war eine Revision der Strategie der Europäischen Zentralbank im Jahr 2003, in der das Ziel eines stabilen Preisniveaus ausdrücklich spezifiziert wurde: Die Steigerungsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI soll zwar runter, aber nahe bei 2% p.a. liegen. Das bedeutet, die Geldpolitik muss dafür Sorge tragen, dass nicht nur Inflation, sondern mindestens ebenso energisch Deflation bekämpft und die Gefahr einer Liquiditätsfalle à la Japan vermieden wird.“