Latvia’s Road to Serfdom


While most of the world’s press focuses on Greece (and also Spain, Ireland and Portugal) as the most troubled euro-areas, the much more severe, more devastating and downright deadly crisis in the post-Soviet economies scheduled to join the Eurozone somehow has escaped widespread notice.
No doubt that is because their experience is an indictment of the destructive horror of neoliberalism – and of Europe’s policy of treating these countries not as promised, not as helping them develop along Western European lines, but as areas to be colonized as export markets and bank markets, stripped of their economic surpluses, their skilled labor and indeed, working-age labor generally, their real estate and buildings, and whatever was inherited from the Soviet era.

Latvia has experienced one of the world’s worst economic crises. It is not only economic, but demographic. Its 25.5 per cent plunge in GDP over just the past two years (almost 20 per cent in this past year alone) is already the worst two-year drop on record.  The IMF’s own rosy forecasts anticipate a further drop of 4 per cent, which would place the Latvian economic collapse ahead of the United States’ Great Depression The bad news does not end there, however. The IMF projects that 2009 will see a total capital and financial account deficit of 4.2 billion euros, with an additional 1.5 billion euros, or 9 per cent of GDP, leaving the country in 2010.
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Joseph Stiglitz, James Tobin and other economists in the West’s public eye have begun to explain that there is something radically wrong with the financialized order imported by Western ideological salesmen in the wake of the Soviet collapse. Neoliberal economics certainly was not the road that Western Europe took after World War II. It was a new experiment, whose dress rehearsal was imposed initially at gunpoint by the Chicago Boys in Chile. In Latvia, the advisors were from Georgetown, but the ideology was the same: dismantle the government and turn it over to political insiders.
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Michael Hudson / Jeff Sommers, counterpunch

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follow-up, 24.03.2010

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Der Weg in die Knechtschaft
Freunde deutscher Nobelkarossen konnten sich freuen. In Lettland, Estland und Litauen fanden sie das, was ihr Herz höher schlagen lässt. In den Straßen Tallinns, Rigas oder Vilnius‘ reihten sich Stoßstange an Stoßstange Mercedes‘, Audis, Porsches und BMW, und all das von der teuersten und edelsten Sorte. Und wie gut passten doch diese Prunkstücke zu den sorgfältig restaurierten Fassaden der alten Bürgerhäuser, deren hanseatischer Flair alten und neuen Wohlstand demonstrierte. Auch die Preise der Immobilien passten zu denen der Nobelkarossen. Bis zu 6500 Euro wurden in den Innenstädten pro Quadratmeter verlangt. Hoch waren die Preise auch in den edlen Boutiquen, feinen Cafés und vornehmen Restaurants, in denen man junge Leute, gekleidet in der allerneuesten Mode, traf, denen es offensichtlich blendend ging. Und da waren die riesigen Supermärkte, so groß wie sonst nur in den USA. Sie boten all das, was man aus Paris, Wien oder Frankfurt gewohnt war. Wer konnte angesichts dieser Tatsachen noch daran zweifeln, dass es den sagenhaften Aufstieg der baltischen Tigerstaaten wirklich gab, dass hier eine Erfolgsgeschichte der Europäischen Union geschrieben wurde.

Doch dies war nur die eine, blendende Seite des Baltikums, und nur die bekam der Wochenendtourist in der Regel zu sehen. Ließ man aber einmal die herausgeputzten Innenstädte hinter sich, bot sich ein ganz anderes Bild. Man durchquerte riesige Plattenbausiedlungen, die seit dem Ende der Sowjetunion nicht einen neuen Anstrich gesehen haben, passierte stillgelegte Fabriken, deren zerfallene Fassaden mit gigantischen Reklameschildern verdeckt sind. Ging es weiter in das flache Land hinein, so wurde das Bild noch trostloser: Aufgelassene Kolchosen, Nebenstraßen, auf denen Gras wächst, und überall verlassenes Land, das sich die Natur langsam zurückerobert. Man hätte es längst wissen können, hätte man sich dafür nur interessiert:
Um die baltischen Staaten stand und steht es überhaupt nicht gut. In Litauen liegen seit Jahren ganze Landstriche brach, in denen keine Agrarwirtschaft mehr betrieben wird. In Lettland und in Estland leiden die diskriminierten russischsprachigen Minderheiten unter Arbeits- und Perspektivlosigkeit, sind in ihren öden Neubausiedlungen Alkohol- und Rauschgiftsucht sowie Prostitution verbreitet.
Wer weiß schon, dass aus diesem Grund ausgerechnet der neoliberale Musterstaat Estland das Land mit der höchsten AIDS-Rate nördlich der Sahara ist?
Und wer hat zur Kenntnis nehmen wollen, dass seit dem Beitritt der baltischen Länder zur EU 2004 immer mehr, meist gut ausgebildete junge Menschen ihre Heimatländer verlassen haben und ihr Glück in Westeuropa, vor allem in Großbritannien und Irland, suchen?
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Andreas Wehr



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