1. Deutsch-Russische Rohstoff-Konferenz

1. Deutsch-Russische Rohstoff-Konferenz
„Leitlinien einer entwickelten Rohstoff-Partnerschaft“
14.10.2007 in Wiesbaden

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Die deutsche und europäische Wirtschaft ist im besonderen Maße auf eine kostengünstige und kontinuierliche Versorgung mit Rohstoffen angewiesen. Für Wirtschaft und Wissenschaft gibt es entlang der Wertschöpfungskette von der Gewinnung bis zum Recycling noch viele Kooperationsmöglichkeiten, die besser genutzt werden müssen. Angefangen von neuen Strategien zur Erhöhung der Verfügbarkeit von primären Rohstoffen über die Optimierung von Ressourceneffizienz bis hin zum vernetzten Sekundärrohstoffmanagement und zur gemeinsamen Substitutionsforschung.

Die Grundlage all dieser Aktivitäten für künftige wirtschaftliche und politische Stabilität ist und bleibt aber der ständige Dialog und die enge Kooperation zwischen Rohstoffimporteuren und rohstoffreichen Ländern.

Die vom Deutsch-Russischen Rohstoff-Forum an wechselnden Orten in Deutschland und Russland durchgeführten Rohstoff-Konferenzen fördern diesen notwendigen Informationsaustausch und dienen zudem dem persönlichen Kontaktaufbau. Die Referenten und Diskussionsteilnehmer der Rohstoff-Konferenzen beleuchten anhand breit gefächerter Themenbereiche wissenschaftliche, wirtschaftliche und politische Aspekte einer engen strategischen Rohstoff-Partnerschaft beider Länder.

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Rohstoff-Konferenz 2007 in Wiesbaden

Im Oktober 2007 fand die „1. Deutsch-Russische Rohstoff-Konferenz“ in Wiesbaden statt. Die Veranstaltung war eingebettet in den Rahmen des ebenfalls zu dieser Zeit in Wiesbaden stattfindenden 7. Petersburger Dialogs. Nach einem Grußwort von Hessens Ministerpräsidenten Roland Koch erläuterten hochkarätige Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft ihre Standpunkte zum Thema „Leitlinien einer entwickelten Rohstoff-Partnerschaft“.

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Programm

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Teil I – Strategische Herausforderungen bei der Kooperation im Rohstoffbereich

Vorsitzender der Sitzung:
Prof. Dr. K. Töpfer, Schirmherr des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums

Begrüßung und Einleitung
Prof. Dr. K. Töpfer, Schirmherr des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums

Grußwort
Roland Koch, Hessischer Ministerpräsident

„Globalisierung der Rohstoffmärkte – Neue Möglichkeiten der Integration“
Prof. W.S. Litvinenko, Rektor des St. Petersburger Staatlichen Bergbauinstituts (TU), Schirmherr des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums

„Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen  Russland und Deutschland als Grundlage stabiler Beziehungen“
Prof. e.h. Dr. K.-E. Holst, Vorstandsvorsitzender VNG – Verbundnetz Gas AG, Stellv. Vorsitzender des Kuratoriums des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums

„Energiediplomatie unter aktuellen Bedingungen“
V.A. Yasev, Vorsitzender der Komitees der Staatsduma der Russischen Föderation für Energie, Transport und Nachrichtenwesen

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Teil II – Effizienter und nachhaltiger Umgang mit Rohstoffen

Vorsitzender der Sitzung:
Prof. W.S. Litvinenko, Rektor des St. Petersburger Staatlichen Bergbauinstituts (TU), Schirmherr des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums

„Überblick über die deutsch-russischen Rohstoff-Beziehungen“
Prof. Dr. H.-J. Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)

Das Potenzial der mineralischen Ressourcen Russlands“
W.P. Orlow, Vorsitzender des Komitees des Föderationsrates der Russischen Föderation für die Nutzung von Naturressourcen und Umweltschutz

„Rohstoffgewinnung“
Prof. Dr. G. Unland, Rektor der Bergakademie Freiberg (TU), Vorsitzender des Kuratoriums des Deutsch-Russischen Rohstoff-Forums

„Die Gewährleistung des Geschäftsklimas auf dem Gebiet der Nutzung von Bodenschätzen durch die Gesetzgebung“
N.W. Komarowa, Vorsitzende des Komitees der Staatsduma der Russischen Föderation für die Nutzung von Naturressourcen und Natur

„Ramenbedingungen der Förderung der einer Deutsch-Russischen Partnerschaft“
Leonid Michelsson, Vorstandsvorsitzender der OAO Nowatek

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Teil III – Perspektiven einer deutsch-russischen Rohstoff-Kooperation – politische und wirtschaftliche Aspekte

Vorsitzender der Sitzung:
Prof. Dr. K. Mangold, Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und Koordinator der Arbeitsgruppe „Wirtschaft“ des Petersburger Dialogs

„Bedeutung der deutsch-russischen Rohstoff-Beziehungen im europäischen Kontext“
Dr. J. Wuermeling, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie

„Die Stahlindustrie in Deutschland und der Europäischen Union – effizient, innovativ und wettbewerbsfähig“
Prof. Dr. D. Ameling, Präsident der Wirtschaftvereinigung Stahl, Vorsitzender Stahlinstitut VDEh

„Gazprom unter den Bedingungen der Liberalisierung des europäischen Erdgasmarktes“
S.A. Emeljanow, Erster stellv. Generaldirektor, Gazprom export LLC

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Teil IV – Panel

Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Energie-Agentur GmbH

Prof. Dr. K.-U. Köhler, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp Steel AG und Mitglied des Vorstands der ThyssenKrupp AG

V.A. Yasev, Vorsitzender des Komitees der Staatsduma der Russischen Föderation für Energie, Transport und Nachrichtenwesen

Dr. H. Jurkowitsch, Knauf Gips KG

Dr. Burckhard Bergmann, Mitglied des Vorstandes E.ON AG, Vorstandsvorsitzender der E.ON Ruhrgas AG, Sprecher des Länderkreises Russland beim Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

Jurij Malyschew, Präsident des Industriellen- und Unternehmerverbandes der Kohleindustrie

Sergej Borissow, Präsident der gesamtrussischen gesellschaftlichen Organisation für klein- und mittelständische Unternehmen „Opora Rossii“, Russischer Brennstoffverband

Sergej Sotow, Leitender Projektsekretär des Europäischen Energieforums, Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter a. D.

Wadim Ssomow, Generaldirektor von OOO PO Kirishinefteorgsintez

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Programm als PDF [2 Seiten]

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Teilnehmerliste
1. Deutsch-Russische Rohstoff-Konferenz „Leitlinien einer entwickelten Rohstoff-Partnerschaft

PDF – [6 Seiten]

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Standpunkte Referenten und Panel-Teilnehmer
PDF – [6 Seiten]

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Text-Quelle


Die Demokratie der Armen

Die Demokratie der Armen

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Mali zählt zu den ärmsten Ländern der Welt – und ist dennoch ein Vorbild für Afrika. Dörflicher Bürgersinn bricht Clan-Wirtschaft und Korruption

Nun steht man also vor dieser Eisenklappe, das war nicht vorgesehen. Die Eisenklappe öffnet sich und schließt sich, sie gehört zu einer eisernen Tür. Hinter ihr liegt das zentrale Arresthaus, und dort sitzen fünf verhaftete Journalisten – die Herausgeber malischer Zeitungen. Das war nicht vorgesehen, nicht in dieser Geschichte, die von der Demokratie in Mali handeln soll, einer der wenigen Demokratien in Afrika.

Jedes Mal, wenn sich die Eisenklappe öffnet, drängt eine Schar Frauen gegen die Luke. Sie versuchen ihre Schüsseln hindurchzuschieben, Schüsseln aus Plastik und Blech, sorgsam abgedeckt mit Tüchern. Das Essen für die Angehörigen da drinnen; dort scheint es nichts zu geben, Mali ist ein armes Land. Welch ein Kontrast zwischen der Banalität dieser eisernen Gefängnisklappe und dem hohen pathetischen Ton, den Malis Zeitungen anschlugen, bevor sie in wütendem Protest verstummten. Es sind dünne Blättchen, französischsprachig, für die Elite der Gebildeten in einem Land, in dem nur jeder Vierte lesen kann. Sämtlich sind sie nun in Streik getreten, eine Phalanx empörter Schlagzeilen zurücklassend gegen den »Dolchstoß« in den Rücken der Freiheit.

Was ist geschehen?

Pathos und Bitterkeit der Zeitungen haben einen Adressaten, der Vorwurf des Verrats richtet sich gegen jenen Mann, der doch als Held der malischen Demokratie gilt: Staatspräsident Amadou Toumani Touré, gewöhnlich ATT genannt. Weil sie ihn beleidigt haben sollen, sitzen die fünf Journalisten nun ein.

[….]

Charlotte Wiedemann – DIE ZEIT

Auszug aus den Leserkommentaren:

  • Ich bin gerührt und fasziniert von der Schilderung des Lebens und der Demokratieprobleme in Mali. Was können wir also alles lernen aus so einem „Entwicklungsland“? Eine ganze Menge.
    Nehme ich nur einmal zwei Passagen aus dem Artikel von Charlotte Wiedemann heraus und versuche eine Übersetzung auf Verhältnisse in einem sogenannten Demokratie-Musterland wie Bayern, dann könnte das etwas so ausehen:

    Mali (Original)

    Die meisten der 14 Millionen Malier fühlen sich in dieser Demokratie allerdings wie bloße Statisten. Viele tragen T-Shirts mit dem Slogan einer Partei oder nähen sich Gewänder, die in ihrem Muster eine politische Botschaft zeigen; die Stoffe werden zu bestimmten Anlässen billig auf den Markt geworfen. Spricht man jemanden an auf eine solche Kleidung, dann schaut er verwundert an sich herunter: Oh, was steht denn da?!

    Die Wahlen sind formal korrekt; die Japaner haben dafür viel Geld gegeben und die Deutschen ihre Expertise. Korrekt ausgefüllte Wahlzettel fallen in korrekt versiegelte Urnen aus korrekt transparentem Plastik. Bloß das Bewusstsein der Wähler, das ist nicht so korrekt. Manche verkaufen ihre Stimme, sie verkaufen sie billig, ohne Gefühl für ihren Wert. Vor den Wahllokalen bauen Kandidaten einen Tisch mit Essen auf, dazu verteilen sie zerknitterte blassrote Scheine, nicht einmal zwei Euro wert, und dafür gibt ihnen der Wähler seine Stimme. Für einen Moment war er kein Statist, er hat partizipiert, auf seine Art. Das ist der Blues der Demokratie, der Bamako-Blues.

    Bayern (Übersetzung)

    Die meisten der 12 Millionen Bayern fühlen sich in dieser Demokratie allerdings wie bloße Statisten. Viele tragen T-Shirts mit dem Slogan der Partei, die seit einem halben Jahrhundert die Regierung stellt oder tragen Lederhosen und versammeln sich in großen Hallen oder Bierzelten, um das Diffamieren der Träger anderer Meinungen konsumieren zu müssen oder ganz offen politische und gesellschaftliche Halbwahrheiten in demagogischer Form billig auf den (Partei-)Markt hingeworfen zu erhalten. Spricht man jemanden auf eine solche Kleidung bzw. ein solches Verhalten an, dann schaut er verwundert an sich herunter: Oh, was steht denn da – bzw. was tun wir denn da?
    (Anmerkung: Ein Regensburger (Noch-)Landtagsabgeordneter musste einmal kleinlaut eingestehen, aus Versehen bei einer Veranstaltung der Republikaner mitgeklatscht zu haben. Man könne da in so einem Moment ja gar nicht anders…!)

    Die Wahlen sind formal korrekt; die großen Sponsorfirmen haben dafür viel Geld gegeben und die Prüforgane und Verbände wie Oberster Rechnungshof oder Bund der Steuerzahler ihre Expertisen und loyalen Meinungsbekundungen. Korrekt ausgefüllte Wahlzettel fallen in korrekt versiegelte Urnen aus korrekt transparentem Plastik. Bloß das Bewusstsein der Wähler, das ist nicht so korrekt. Manche verkaufen ihre Stimme, sie verkaufen sie billig, ohne Gefühl für ihren Wert. Vor den Wahllokalen bauen Kandidaten einen Tisch mit Essen auf, dazu verteilen sie Kugelschreiber oder Luftballone, nicht einmal einen Euro wert, und dafür gibt ihnen der Wähler seine Stimme. Für einen Moment war er kein Statist, er hat partizipiert, auf seine Art. Das ist der Blues der Demokratie, der Bayern-Einheitspartei-Blues.

    Bemerken wir irgendeinen Unterschied? Ich meine schon: Nämlich den des ehrlichen Bemühens um die Weiterentwicklung der Demokratie. Die besten Beispiele für intensive Gedanken und Ideen zur praktischen Demokratie-Entwicklung finden wir mittlerweile in diesen Ländern, zum Beipiel das Modell des Bürgerhaushaltes in Porto Allegre oder die anderen aktivierenden Bürgerbeteilungsmethoden aus der Alphabetisierungskapagne in Südamerika.

    Helfen wir also! Aber bitte nicht mehr mit der oft so belehrenden Haltung unserer „Entwicklungshilfe“, sondern in gegenseitigem Respekt und mit dem Willen, in partnerschaftlichem Verhalten voneinander zu lernen. Ich denke, es gibt auch in unserer Gesellschaft genügend zu tun. Demokratieentwicklung ist eine sehr lohnende Aufgabe der Globalisierung. Holen wir uns einige Malier als Helfer!

    HerbertN

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