Die Kunst des Krieges


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Als Israel die Gewinnung von Öl und Gas ab 2009 startete, wurde deutlich, dass der Mittelmeerraum den Spielverlauf des ‚global Monopoly‘ um die Macht über Energie-Ressourcen signifikant verändern würde.

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Auf Sicht hätte die gesamte Region im Zuge des angeblichen Zeitalters von sauberer Energie von Frieden und Wohlstand profitiert.

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Laut dem Washington Institute for Near East Policy (WINEP, dem Think-Tank von der AIPAC), enthält der Mittelmeerraum die größten Reserven von Erdgas und Syrien wäre der wichtigste Teil. Dasselbe Institut hat auch die Hypothese gewagt, dass der Kampf zwischen der Türkei und Zypern sich verstärken würde, aufgrund der türkischen Unfähigkeit den Verlust des Nabucco-Projekts zu verdauen (trotz des Dezember 2011 mit Moskau unterzeichneten Vertrages für den Transport eines Teils des South Stream Gas über die Türkei).

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Die Offenbarung des Geheimnisses des syrischen Gases erleichtert das Verständnis der Ungeheuerlichkeit der Herausforderung. Wer Syrien kontrolliert, könnte den Nahen Osten kontrollieren.

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Und von Syrien aus, dem Tor zu Asien, hält man nach Katharina II. „den Schlüssel des Hauses Russland“ und über die Seidenstraße auch nach China in Händen. Im Jahrhundert des Gases wäre man somit fähig, die Welt zu beherrschen!

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„Syrien ist der Schlüssel des neuen Zeitalters“

… so die Unterzeichner des Abkommens von Damaskus, welches dem iranischen Gas den Zugang zum Mittelmeer sicherte. Damit wurden neue geopolitische Spielräume eröffnet und gleichzeitig die Lebenslinie des von EUSA favorisierten NABUCCO-Projekts getrennt.

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Aber der Reihe nach.

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Stroitransgas plant den Bau eines Erdölverarbeitungswerkes in Syrien

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Russische Unternehmen festigen ihre Positionen in Syrien. Der syrische Minister für Öl und Mineralressourcen, Ibrahim al-Haddad, teilte am vergangenen Sonntag mit, Stroitransgas (russischer Pipeline-Hersteller) habe vorgeschlagen, ein Erdölverarbeitungswerk in Syrien in einem Wert von etwa US$ 2 Mrd (€ 1,667 Mrd) zu bauen, schreibt die Zeitung „Gaseta“.

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Die syrischen Behörden unterstützen dieses Projekt. Laut Ibrahim al-Haddad habe sein Ministerium auf dieses Angebot positiv reagiert und versprochen, alles Notwendige für einen erfolgreichen Beginn des Projekts zu tun. Vorläufig wird sich Stroitransgas mit einer Analyse der wirtschaftlichen Zweckmäßigkeit und der technischen Realisierbarkeit des Baus des Werkes mit einer geplanten Leistung von 140 000 Barrel Erdöl täglich befassen.

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Das Erdölverarbeitungswerk ist nicht das erste russische Erdöl- und Erdgasprojekt in Syrien. Im März 2005 unterzeichnete die Erdölgesellschaft Tatneft mit syrischen Partnern ein Abkommen über Erkundung und Konzessionsforderung auf zwei Abschnitten von Erdölvorkommen in Syrien. Im Oktober einigte sich Stroitransgas mit Behörden des Landes über den Bau einer Pipeline von der Grenze mit Jordanien bis zur Stadt Homs.

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Diese Liebe der syrischen Behörden fur russische Unternehmen ist durchaus erklärbar. Anfang dieses Jahres erklärte die Russische Föderation, sie werde 73 Prozent der syrischen Staatsschuld abschreiben: US$ 9,78 Mrd von US$ 13,4 Mrd. Aus der restlichen Summe wird Russland in Geld lediglich US$ 1,5 Mrd  im Laufe von zehn Jahren erhalten.

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Weitere US$ 2,1 Mrd sollen in die syrische Währung – Lira – konvertiert werden, die auf das Konto der Russischen Föderation bei der Bank Syriens eingehen werden. Diese Mittel werden in Gemeinschaftsprojekte auf syrischem Territorium investiert. Russische Vertreter sagten mehrmals, dass das Land in erster Linie an Investitionen in den Erdöl- und Erdgasbereich interessiert sei.

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Die Russische Föderation unterstützt Syrien auch politisch. Auf der jüngsten Beratung des UNO-Sicherheitsrates wurde eine Resolution zu Syrien angenommen. In vieler Hinsicht dank dem Druck der Russischen Föderation wurde aus dem Wortlaut der Resolution die These über die mögliche Einführung von Wirtschafts- und politischen Sanktionen gegen dieses Land gestrichen.

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Wie Experten betonen, ermöglichen die politischen Beziehungen zwischen Russland und Syrien russischen Unternehmen, vorteilhafte Verträge abzuschließen. So ist es durchaus offensichtlich, dass das neue Stroitransgas-Projekt gebilligt wird.

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RIA08.05.2005

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follow-up, 19.05.2006

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Engineering-Auftrag für eine Gasaufbereitungsanlage in Syrien
Das russische Großunternehmen für Bau und Montageleistungen Stroytransgaz (STG), Moskau hat CAC, Chemnitz einen Auftrag über Ingenieurdienstleistungen für den Bau einer Gasaufbereitungsanlage in Syrien erteilt.

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Zum Leistungsumfang des am 09. März 2006 in Damaskus unterzeichneten Vertrages gehören das erweiterte Basic Engineering, das Detail Engineering einschließlich der Erstellung aller technischen Beschaffungsspezifikationen sowie Unterstützung während der Errichtung und Inbetriebnahme der Anlage.

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Das Auftragsvolumen liegt bei ca. € 11 Mio.
Die zu errichtende Anlage besitzt eine Tageskapazität von 6,3 Mio. m³ und wird für den syrischen Endkunden Syrian Gas Company innerhalb von 22 Monaten geliefert und ca. 70 km westlich der zum Weltkulturerbe gehörenden Stadt Palmyra errichtet.
In dem Anlagenkomplex wird das von den Lagerstätten kommende Erdgas zu Pipelinequalität aufbereitet. Hierzu wird in einer Aminwäsche zunächst der Schwefelwasserstoff entfernt. Danach erfolgt mittels einer Glykoltrocknung die Einstellung des zulässigen Wassergehaltes. Abschließend werden durch Kühlung mit tiefkaltem Propan höhere Kohlenwasserstoffe abgeschieden. Die Anlage wird neben dem Erdgas auch Flüssiggas (LPG) und stabilisiertes Gaskondensat sowie reines Propan für die Eigenversorgung produzieren.

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„Mit der Unterzeichnung dieses Vertrages konnten wir nicht nur unsere gute Marktposition in der Zusammenarbeit mit unseren russischen Partnern festigen, sondern gleichzeitig auch unsere internationale Marktorientierung im Bereich des Mittleren Ostens ausbauen“

sagte Joachim Engelmann, Sprecher der CAC-Geschäftsführung anlässlich der Vertragsunterzeichnung.
Presse-Mitteilung – Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH

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follow-up, 05.02.2008

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Stroytransgaz baut in Syrien zweites Gasverarbeitungswerk
Die russische Firma Stroytransgaz (größter Anteilseigner Gazprom), beginnt mit dem Bau eines zweiten Gasverarbeitungswerkes in Syrien.

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Wie Stroytransgaz mitteilte, wird das Werk im Auftrag des syrischen Gasunternehmens SGC errichtet. Nach einem im vergangenen Mai abgeschlossenen Vertrag übernimmt Stroytransgaz die Planung, die Lieferung von Ausrüstungen, die Montage und die Inbetriebnahme des Gasverarbeitungswerkes, dessen Jahresleistung mit 1,3 Milliarden Kubikmetern geplant ist.

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Stroytransgaz baut in Syrien bereits eine Gasverarbeitungsanlage mit einer Jahresleistung von 2,5 Milliarden Kubikmeter. Das Projekt ist für zwei Jahre angelegt und hat ein Volumen von 210 Millionen US-Dollar.
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RIA

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follow-up, 01.02.2012

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Sabotaging the Oil and Gas pipelines: A Traditional Freedom Act in the Syrian Revolution

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follow-up, 11.05.2012

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Geopolitik von Öl und Gas
Syrien, Zentrum des Gases im Nahost-Krieg
Der mediale- und militärische Angriff gegen Syrien betrifft direkt den Welt-Wettbewerb für Energie, erklärt Professor Imad Shueibi in einem meisterhaften Artikel, den wir veröffentlichen. Zu einem Zeitpunkt, wo die Eurozone einzubrechen droht, wo eine akute Wirtschaftskrise die Vereinigten Staaten in die Schuldenfalle zu 14 940 Milliarden Dollar geführt hat und wo ihr Einfluss auf die Schwellenländer der BRICS schrumpft, wird es klar, dass der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg und der politischen Dominanz vor allem bei der Energie Kontrolle des 21. Jahrhunderts liegt: dem Gas. Dies ist der Grund, warum Syrien, im Herz der kolossalsten Gasreserven des Planeten liegend, angegriffen wird. Der Krieg des letzten Jahrhunderts war der des Öls, aber eine neue Ära beginnt, nämlich die der Gas-Kriege.
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Prof. Dr. Imad Shueibi – Voltaire Netzwerk

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follow-up, 19.05.2013

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Hintergrund Syrienkonflikt: Erdgasvorkommen und deren Transportwege

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follow-up, 30.08.2013

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Syria intervention plans fueled by oil interests, not chemical weapon concerns
On 21 August, hundreds – perhaps over a thousand – people were killed in a chemical weapon attack in Ghouta, Damascus, prompting the U.S., UK, Israel and France to raise the spectre of military strikes against Bashir al Assad’s forces which, they say, carried out the attack.

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To be sure, the latest episode is merely one more horrific event in a conflict that has increasingly taken on genocidal characteristics. The case for action at first glance is indisputable. The UN now confirms a death toll over 100,000 people, the vast majority of whom have been killed by Assad’s troops. An estimated 4.5 million people have been displaced from their homes. International observers have overwhelmingly confirmed Assad’s complicity in the preponderance of war crimes and crimes against humanity against the Syrian people. The illegitimacy of his regime, and the legitimacy of the uprising against it, is clear.

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But the interests of the west are a different matter.
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Pipeline politics
These strategic concerns, motivated by fear of expanding Iranian influence, impacted Syria primarily in relation to pipeline geopolitics. In 2009 – the same year former French foreign minister Dumas alleges the British began planning operations in Syria – Assad refused to sign a proposed agreement with Qatar that would run a pipeline from the latter’s North field, contiguous with Iran’s South Pars field, through Saudi Arabia, Jordan, Syria and on to Turkey, with a view to supply European markets – albeit crucially bypassing Russia. Assad’s rationale was „to protect the interests of [his] Russian ally, which is Europe’s top supplier of natural gas.“

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Instead, the following year, Assad pursued negotiations for an alternative $10 billion pipeline plan with Iran, across Iraq to Syria, that would also potentially allow Iran to supply gas to Europe from its South Pars field shared with Qatar. the Memorandum of Understanding (MoU) for the project was signed by in July 2012 – just as Syria’s civil war was spreading to Damascus and Aleppo – and earlier this year Iraq signed a framework agreement for construction of the gas pipelines. The pipeline would potentially allow Iran to supply gas to European markets.

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The Iran-Iraq-Syria pipeline plan was a „direct slap in the face“ to Qatar’s plans. No wonder Saudi Prince Bandar bin Sultan, in a failed attempt to bribe Russia to switch sides, told President Vladmir Putin that „whatever regime comes after“ Assad, it will be „completely“ in Saudi Arabia’s hands and will „not sign any agreement allowing any Gulf country to transport its gas across Syria to Europe and compete with Russian gas exports“, according to diplomatic sources. When Putin refused, the Prince vowed military action.

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Israel also has a direct interest in countering the Iran-brokered pipeline. In 2003, just a month after the commencement of the Iraq War, U.S. and Israeli government sources told The Guardian of plans to „build a pipeline to siphon oil from newly conquered Iraq to Israel“ bypassing Syria. The basis for the plan, known as the Haifa project, goes back to a 1975 MoU signed by then Secretary of State Henry Kissinger, „whereby the U.S. would guarantee Israel’s oil reserves and energy supply in times of crisis.“ As late as 2007, U.S. and Israeli government officials were in discussion on costs and contingencies for the Iraq-Israel pipeline project.

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All the parties intervening in Syria’s escalating conflict – the U.S., Saudi Arabia, Qatar, Turkey, Israel on one side providing limited support to opposition forces, with Russia, China and Iran on the other shoring up Assad’s regime – are doing so for their own narrow, competing geopolitical interests.
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The Cutting Edge – Nafeez Ahmed
Dr. Nafeez Ahmed is a bestselling author, investigative journalist and international security scholar. He is executive director of the Institute for Policy Research & Development, and author of A User’s Guide to the Crisis of Civilization: And How to Save it among other books. He writes for The Guardian on the geopolitics of environmental, energy and economic crises via his Earth insight blog.

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follow-up, 24.10.2013

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Blackout nach Pipeline-Explosion
In großen Teilen Syriens ist nach der Explosion einer wichtigen Gas-Pipeline der Strom ausgefallen. Das Feuer war weithin sichtbar.
Der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge, war der Auslöser ein „terroristischer Angriff“. Syrische Menschenrechtsbeobachter berichteten von heftigen Gefechten zwischen Regierungstruppen und Aufständischen.

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