Brauchst du Zeit, drucke Geld!


Zitat zum Tage

„Pecunia, si uti scias, ancilla est, si nescias, domina. (‚Das Geld, wenn du es zu nutzen weißt, ist eine Magd, wenn nicht, eine Herrin.‘)“

Zitat wird den Werken des Dichters Publilius Syrus zugeschrieben

Brauchst du Zeit, drucke Geld!

Sieht man sich die Statements mancher Politiker und des Mainstream’s hinsichtlich halt- und substanzloser Worthülsen bezüglich der Macht der drei großen Rating-Agenturen an, kann man oft nur noch mit dem Kopf schütteln.

In diversen Blog’s hat man sich dieses Themas ebenso angenommen und sieht teilweise ebenso abstruse Einschätzungen, deren Ursache man an Nichtwissen und Halbwahrheiten festmachen kann.

Ich habe daher mal versucht, einige relevante Informationen zusammenzustellen:

Bei der Bewertung obiger Meinungen und Darstellungen meine ich ein gerüttelt Maß an Unkenntnis hinsichtlich der Ratingagenturen im allgemeinen und vermeintlicher Abhängigkeiten von Auftraggebern im besonderen auszumachen.

Vielleicht sollten wir uns zunächst damit beschäftigen, warum es Ratingagenturen wie Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch Ratings gibt und was sie so erfolgreich macht.

Die US-Bankenaufsicht (Comptroller of the currency) ordnete bereits 1936 (nicht zuletzt aus resultierenden Erfahrungen aus 1929 uff.) an, dass Banken nur noch erlaubte Emissionen und Forderungen zu übernehmen dürfen, die mit einem Mindest-Rating (investment grade) ausgestattet sind.

Die US-Börsenaufsicht (SEC) legte 1975 die gesetzliche Verpflichtung fest, dass Unternehmen (später alle Emittenten, also auch Staaten) bevor ihnen der Zugang zum amerikanischen Kapitalmarkt gewährt wird, eine Bewertung von mindestens zwei zugelassenen Rating-Agenturen vorzulegen haben.

Hinsichtlich der Zulassung entsprechender Rating-Agenturen fand eine Ausschreibung statt. Danach erhielten die drei o.g. Agenturen das ausschließliche Recht (SEC rule 15c3-1), solche Zertifizierungen vornehmen zu dürfen (s. historische Betrachtung).

Zwischenzeitlich (Stand 2011) werden in den USA zehn Unternehmen als national anerkannte Statistische Ratingorganisationen geführt, deren Ratings für Kapitalmarktzwecke herangezogen werden dürfen.

Neben den 3 erstgenannten sind dies A.M.Best Company, Egan-Jones Rating Company, Kroll Bond Rating Agency, Morningstar, die kanadische Dominion Bond Rating Services (übrigens auch von der EZB akzeptiert), Japan Credit Rating Agency, und das japanische Unternehmen, Rating & Investment Information (R&I).

Versuche in Deutschland und Europa international tätige Rating-Agenturen zu etablieren:

Bereits 1988 entstand unter der Führung der Deutschen Bank in Deutschland eine Rating-Initiative, mit dem Ziel eine europäische Rating-Agentur zu begründen. Dieses Vorhaben blieb erfolglos!

In den 1990er Jahren versuchte die deutsche Finanzwirtschaft gemeinsam mit Bertelsmann, eine weitere Initiative auf den Weg zu bringen, diese blieb ebenfalls erfolglos.

1996 hatte das hessische Wirtschaftsministerium gemeinsam mit ihrem Partner Deutsche Börse dieselbe Idee, unterlegt mit einer Bonitätswächter-Behörde, die an die EZB angehängt werden sollte, was jedoch von der EZB abgelehnt wurde.

Seit November 2010 gibt es mit „Euler Hermes“ die bislang erste und einzige europäische Rating-Agentur, die sowohl von der BaFin als auch dem Committee of European Securities Regulators anerkannt und registriert ist.

Was lernen wir nun aus all diesen Fakten?

Wer seine Wertpapiere am weltweit mit weitem Abstand größten Kapitalmarkt handeln lassen möchte, hat die Regularien der US Aufsichtsbehörde zu Recht zu erfüllen!

Damit dürfte klar sein, dass die Unabhängigkeit der 3 großen Agenturen durchaus gewahrt ist, da sowohl Unternehmen als auch Staaten entweder die gesetzlichen Vorgaben der US-Behörden einhalten, oder ihnen der Zugang zum US Kapitalmarkt verwehrt bleibt.

Somit müssen diese Rating-Agenturen keine echten Marketing-Anstrengungen zur Kundengewinnung erbringen, sondern können fröhlich die eigenen Konditionen und Bedingungen durchsetzen.

Es ist also schon fast lächerlich anzunehmen, dass eine Europäische Rating-Agentur in irgendeiner Weise Einfluss auf das Zulassungsverfahren auf den amerikanischen Kapitalmarkt haben könnte, was ich mit allem Nachdruck bezweifeln möchte!
Zur Vollständigkeit hier noch ein kleiner Nachtrag.

In China und großen Teilen Asiens wird die chinesische Rating-Agentur, Dagong Global Credit sehr geschätzt, deren Bewertungen für die Euro-Staaten (übrigens auch für die USA) sehr viel negativer aussehen, als die S & P Ratings.

Den potentiellen Kunden von Dagong nutzt diese Wertschätzung allerdings nichts, wenn sie den US-Kapitalmarkt betreten möchten!
Nun dürfen wir gespannt sein, wie die Troika und der EFSF, der mittlerweile ebenfalls seitens S&P herabgestuft wurde, die Schuldenproblematik der Eurozone lösen will.

Partiell fallende Zinsen speziell bei italienischen und spanischen Bond’s dürften auf die rechtlich fragwürdigen Aktivitäten der EZB zurückzuführen sein.

Aus dieser Ecke dürften vermutlich noch einige Kaninchen aus dem Zylinder gezaubert werden.
Nach Verlautbarungen der Credit Suisse könnte die EZB demnächst bis zu zehn Billionen Dollar in den Markt pumpen, um Zeit für das Finanzsystem zu kaufen.

Wie weiter zu hören ist, soll der Start des ESM vorgezogen werden; die beiden ‚Super-Mario’s‘, die übrigens zeitgleich ihre universitäre Karriere am MIT absolviert haben, werden nicht müde,  eine Aufstockung des Stabilitäts-Mechanismus zu fordern.

Markus Gärtner hat in seinem Aufsatz „Draghis Hintertür-Monetisierung“ etwas näher beleuchtet.

Dem Duett der Mario’s hat sich jetzt auch ganz offiziell Jörg Asmussen, vor seiner Berufung in leitende Funktion der EZB als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium aktiv, angeschlossen, wie in diesem Podcast deutlich wird.

Ich frage mich immer mal wieder, was damit stabilisiert werden soll. Vielleicht die eigenen Privilegien?

Vielen Dank für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und einen tollen Start in die neue Woche.

Ihr Oeconomicus



Hinterlasse einen Kommentar